In der Ortsbeiratssitzung am 8. Dezember 2021 hatte Christian Lahr vom Wiesbadener Schulamt den Ortsbeirat darum gebeten, einen Ausweichstandort für die Erich Kästner-Schule und die Hafenschule zu benennen für die Zeit, in der die Schulen an ihren jeweiligen Standorten saniert und erweitert bzw. neu gebaut werden. Hierüber berät der Schiersteiner Ortsbeirat nun in seiner Sitzung am 26. Januar 2022.
Das Schulamt nannte bislang folgende Optionen:
- Eine Fläche neben der Schiersteiner Brücke auf Biebricher Seite
- Ein leerstehendes noch nicht bekanntes Gebäude im Stadtgebiet (nur möglich für die EKS als weiterführende Schule)
- Das Wäldchen an der Kleinaustraße zwischen Sportplatz und Festplatz
- Ein Teil des Festplatzes an der Kleinaustraße
Die Optionen 3 (Wäldchen) und 4 (Festplatz) liegen allerdings in der Trinkwasserschutzzone 2. Das Regierungspräsidium Darmstadt hatte für diese Zone den Neubau einer Schule ausgeschlossen. Das Schulamt hegt aber nun die Hoffnung, dass bei temporären Gebäuden, die ohne Bodeneingriffe aufgestellt werden können, die Frage des Trinkwasserschutzes lösbar sein sollte. Eine Sicherheit gebe es gleichwohl nicht. Darum ist jetzt schon die Erwägung auch anderer Standorte notwendig.
Die Schulen sollen nacheinander gebaut werden, könnten also nacheinander denselben Ausweichstandort nutzen – sofern er in Schierstein fußläufig erreichbar ist, was Voraussetzung für die Grundschüler ist.
Für die Erich Kästner-Schule (530 Schüler*innen) wird ein „Baufeld“ von ca. 70 x 80 m benötigt. Für die Hafenschule mit ca. 200 Schüler*innen sollte die Hälfte ausreichen.
ZUKUNFT SCHIERSTEIN hat sich bereits zwischen Weihnachten und Neujahr zusammen mit den beiden Elternbeiratsvorsitzenden (Sophie Wilhelm, Hafenschule, und Ortsbeiratsmitglied Stefan Bussmann, EKS) zu den vom Schulamt genannten Optionen und weiteren Möglichkeiten für Ausweichstandorte Gedanken gemacht und in einer Fraktionssitzung vor wenigen Tagen eine Priorisierung erarbeitet.
Das Wäldchen an der Kleinaustraße gehört für uns nicht zu den Optionen, da wir eine Rodung des Wäldchens, um dort die Interimsstandorte unterzubringen, ausschließen. Sollte der Ausweichstandort im Trinkwasserschutzgebiet (Wäldchen oder Festplatz) überhaupt möglich sein, dann wäre mit deutlich weniger Eingriffen in die Natur die Unterbringung auf dem Festplatz die naheliegendste Option und darum die Rodung überhaupt nicht notwendig.
ZUKUNFT SCHIERSTEIN schlägt daher folgende Priorisierung für die Ausweichstandorte vor:
Prio 1: Ein Teil des Festplatzes für beide Schulen (Auslagerung nacheinander).
Der Festplatz ist in unmittelbarer Nähe der EKS und auch noch gut erreichbar von der Hafenschule aus gelegen, würde also den Schulweg der Kinder beider Schulen kaum bzw. um wenige hundert Meter verändern. Zudem ist auf dem Gelände der Erich Kästner-Schule die Sporthalle, die zunächst erhalten bleiben soll, vom Festplatz aus gut erreichbar und kann weiter ohne großen Zeitverlust genutzt werden. Freifläche zum Aufenthalt in den Pausen wäre auch ausreichend vorhanden.
Ungelöst ist hier die Frage des Trinkwasserschutzes. Außerdem liegt der Festplatz im Gebiet des 100-jährlichen Hochwassers. Die Hochwasserfrage dürfte allerdings weniger bedeutend sein für den Interimsstandort, da erst jüngst der Bebauungsplan Osthafen zur dauerhaften Bebauung beschlossen wurde, dessen noch neu zu bebauende Fläche ebenfalls zum Großteil in der potentiellen Überschwemmungsgrenze eines 100-jährlichen Hochwassers (Pegel Mainz 827 cm) liegt.
Prio 2: Die Fläche neben der Schiersteiner Brücke auf Biebricher Seite für beide Schulen (Auslagerung nacheinander).
Die Fläche neben der Schiersteiner Brücke liegt zwar auf Biebricher Boden, ist aber noch fußläufig und entlang des Hafens zu erreichen. Vor allem dann, wenn wieder ein Durchgang unter der Brücke her geöffnet werden kann. Von der Zehntenhofstraße (EKS) aus beträgt der Fußweg ca. 1,8 km. Die Sporthalle auf dem Gelände der Erich Kästner-Schule wäre von hier aus allerdings schlecht zu erreichen, da der Weg zu viel Zeit (ca. 20 Minuten) in Anspruch nimmt. Freifläche zum Aufenthalt in den Pausen wäre allerdings auch hier ausreichend vorhanden und die Rheinwiesen evtl. für den Pausenaufenthalt mit nutzbar.
Weitere Standorte, die von beiden Schulen nacheinander genutzt werden könnten, bieten sich aus Sicht von ZUKUNFT SCHIERSTEIN nicht an. Wohl aber unterschiedliche Standorte, die den Vorteil hätten, dass evtl. mit den Arbeiten an der zweiten Schule (vermutlich die Hafenschule) schon begonnen werden könnte, während die andere Schule noch im Bau befindlich und ebenfalls ausgelagert werden könnte.
Andere Ausweichflächen für die EKS als Festplatz und neben der Brücke sehen wir in Schierstein bzw. direkt anschließend nicht, da hier keine ausreichenden Grundstücksgrößen mehr zur Verfügung stehen. Für eine weiterführende Schule muss aber nicht unbedingt die Fußläufigkeit in/nach Schierstein gewährleistet sein. Daher kämen (ausschließlich für die EKS) folgende Standorte außerhalb von Schierstein in Betracht:
Prio 3 EKS: Nutzung der provisorischen Flächen/Bauten, die während des Baus der Elisabeth-Selbert-Schule entstanden.
Ob es überhaupt möglich ist, hier 530 Erich Kästner-Schüler*innen unterzubringen, müsste zunächst geklärt werden. Auch ob diese Ausweichflächen nicht kurzfristig für den Weiterbau der Elisabeth-Selbert-Schule benötigt werden, wissen wir noch nicht. Falls aber diese Punkte nicht gegen die Auslagerung der EKS nach Dotzheim sprechen würden, könnte an diesem Standort auf eine komplette bereits vorhandene Infrastruktur zurückgegriffen werden, die zumindest noch in relativer räumlicher Nähe zu Schierstein anzutreffen ist.
Prio 4 EKS: Ein leerstehendes noch nicht bekanntes Gebäude im Stadtgebiet.
Käme für uns in Frage, wenn dieses Gebäude ein Umfeld aufweist, dass einer Schule angemessen und mit entsprechenden Freiflächen zum Aufenthalt in den Pausen versehen ist. Ausgeschlossen wäre für uns etwa die Unterbringung in einem Industrie- oder Gewerbegebiet, das – anders als die Flächen neben der Schiersteiner Brücke – nicht unmittelbar an Freizeitflächen grenzt.
Andere Ausweichflächen für die Hafenschule könnten vermutlich auf der Hälfte der für die EKS notwendigen Fläche geschaffen werden, da die Hafenschule mit ca. 200 Schüler*innen weniger als halb so groß ist wie die EKS. Allerdings müsste für die Hafenschule als Grundschule die fußläufige Erreichbarkeit gewährleistet sein. Hierzu bieten sich in Schierstein aus unserer Sicht nur noch zwei Flächen an.
Prio 3 Hafenschule: Jugendplatz Saareck plus Brachfläche ehemalige öffentliche Tennisplätze.
Der Jugendplatz und die angrenzende Brachfläche sind nah am Ortskern und mitten im Grundschulbezirk gelegen. Ideal ist auch die sehr gute Anbindung an das Fritz-Brüderlein-Haus über den Sportplatzweg (300 m, 4 Minuten zu Fuß), das jetzt schon als Außenstelle der Hafenschule und Standort der Betreuung der Hafenschule genutzt wird. Hier könnten sich Synergieeffekte mit den bereits im Fritz-Brüderlein-Haus existierenden drei Klassenräumen, drei Betreuungsräumen, einem Büro und einer Mensa ergeben. Die genaue Grundstücksgröße von Jugendplatz und angrenzender Brachfläche ist uns allerdings nicht bekannt, sollte aber schätzungsweise 2.500 qm betragen und daher in Synergie mit dem Fritz-Brüderlein-Haus ausreichen.
Prio 4 Hafenschule: Die noch unbebauten Flächen im Osthafen im Sondergebiet 3 (SO 3)
Das Gebiet SO 3 ist ca. 2.500 qm groß. Und damit etwa halb so groß wie die für den EKS-Ausweichstandort veranschlagte Fläche von 70 x 80 = 5.600 qm. Aufgrund der deutlich geringeren Anzahl der Schüler*innen an der Hafenschule, sollte diese Fläche reichen. Zwar ist auch diese Fläche von Gewerbe umgeben, allerdings direkt am Hafen gelegen. Das Gebiet liegt am äußersten Rand des Grundschulbezirks, die Schulweglänge wäre damit vertretbar. Das Gelände liegt im Bereich des 100-jährlichen Hochwassers (Pegel Mainz 827 cm). Da hier durch den jüngst beschlossenen Bebauungsplan Osthafen aber selbst eine dauerhafte Bebauung möglich ist, sollte auch einem Interimsbau nichts im Wege stehen.
Der Schufa-Neubau soll bis Ende 2022 fertiggestellt sein. Das Grundstück (SO 3) wird daher in naher Zukunft auch nicht als Baustellenzufahrt gebraucht. Uns ist nicht bekannt, dass es inzwischen Interessenten/Investoren für SO 2 und SO 3 gäbe, sodass diese Grundstücke noch vorgehalten werden könnten, um eine Ausweichfläche für die Hafenschule bereitzuhalten.