Kein Platz für Tiere – wie Schierstein die Chance auf einen Kinderbauernhof verpasste
Die Suche nach einer anderen Wiese für die Ponys begann vor zwei Jahren. Damals wurde bekannt, dass die Wallufer Firma Luh ihr Grundstück in der Freudenbergstraße, auf dem sich eine Lagerhalle und die Ponywiese befinden, verkaufen würde. Als den Zuschlag eine Immobiliengesellschaft erhielt, stand außer Frage, dass hier in Zukunft mit keinem Ponyhof, sondern mit Investitionen anderer Größenordnung zu rechnen wäre.
Wo nun aber die liebenswerten Vierbeiner in Zukunft grasen und von ihren kleinen und größeren Fans besucht werden könnten, blieb lange ungewiss, denn in der ganzen Gemarkung und im weiteren Umkreis fand sich nicht ein freies Grundstück von ausreichender Größe und mit der Möglichkeit zur Pferdehaltung. Notfalls sollten die Ponys sogar auf der anderen Rheinseite im benachbarten Rheinland-Pfalz untergebracht werden.
Das Ponyreit-Angebot nutzen derzeit 45 Kinder mit großer Begeisterung – die Nachfrage ist aber weit größer und eine Warteliste entsprechend lang. Umso mehr war es eine große Erleichterung, als doch noch ein etwas abgelegenes Gelände am Ort gefunden schien, nämlich zwischen Tüv und A66 gelegen, welches ungenutzt, d.h. brachliegend, und im Besitz der Stadt ist. In mehreren Verhandlungen konnte schließlich eine Einigung über den Pachtpreis erzielt werden und Familie Litzius, die die Arbeit mit Pferden seit vielen Jahren erfolgreich betreibt, begann Pläne zu entwickeln.
Große Pläne, mit Pferden und weiteren anderen Tieren „zum Anfassen“ für Kinder, wie etwa zahmen Hühnern und Schafen. Die Planungen mussten immer wieder an die städtischen Vorgaben angepasst werden; so war es beispielsweise nicht gestattet, Teile des Geländes ausschließlich landwirtschaftlich zu nutzen, sondern mit Ausnahme eines privaten Teiles war vorgegeben, für das gesamte Gelände eine ausschließlich gewerbliche Nutzung nachzuweisen.
Trotz aller Auflagen entstand mit viel Idealismus und Enthusiasmus ein Konzept mit entsprechender Finanzierung – und es hätte eigentlich losgehen können mit der Gestaltung des Geländes, denn schließlich lief der Pachtvertrag auf dem Luh-Grundstück Ende Mai aus, wenn auch für den Umzug der Ponys noch ein paar Monate bis spätestens Oktober zugesichert waren. Aber die Stellungnahme der Ämter steht weiterhin aus und es wurde noch keine positive Bestätigung der Bauvoranfrage erteilt. Im Gegenteil – telefonisch wurde mitgeteilt, dass das Vorhaben keine positiven Aussichten habe. Unter diesen Umständen ist es der Familie Litzius nicht zu verdenken, dass sie eine anderweitig sich bietende Möglichkeit angenommen hat, nämlich ihre Ponys nach Biebrich in den Grundweg umzusiedeln und dann dort das Ponyreiten anzubieten.
Wenn auch alle Familien, wie zu hören ist, den Hippolini Unterricht dort weiterhin nutzen wollen, so ist es doch sehr schade, dass den Kindern in Schierstein dieses Angebot im Ort nicht mehr zur Verfügung steht. Darüber hinaus ist es äußerst bedauerlich, dass die schon weit gediehenen Pläne für eine Art kleinen Kinderbauernhof, die kurz vor ihrer Umsetzung standen, nun nicht mehr in Schierstein realisiert werden. Und ganz allgemein kann es schon nachdenklich stimmen, wenn auf einem der letzten für Tierhaltung zugelassenen Grundstücke künftig keine Pferde mehr, auch nicht ganz kleine, untergebracht werden – sondern stattdessen eine hochverdichtete urbane Bebauung mit reichlich „Pferdestärken“ anderer Art.
Simone Grün