Noch nicht ganz verdaut sind die Nachrichten von der möglichen Bebauung des Westfelds und auch das Ostfeld sorgt noch für Diskussionen. Da werden durch eine Indiskretion schon neue Pläne der Stadt Wiesbaden zur Bebauung eines weiteren Areals bekannt: das „Südfeld“.

Die „Südfeld“ genannte 28 Hektar große Freifläche liegt im Schiersteiner Tiefgebiet. Grenzt im Süden, Osten und teils auch Norden an den Hafenweg, nordwestlich an die Hafenstraße und die Christian Bücher-Straße, sowie südwestlich an den Weg „Unterm Hafen“.

Lageplan: Ostfeld, Westfeld, Südfeld auf einen Blick.

Noch gehört das Gelände der Bundesrepublik Deutschland (BRD), mit der die Stadt Wiesbaden aber in Verhandlungen über das Areal steht. Auf Anfrage heißt es hierzu aus dem Rathaus: „Es ist ein deutschlandweit einzigartiges und zukunftsweisendes Projekt und wir arbeiten mit der BRD nun schon seit Jahren intensiv an der erforderlichen Landgewinnung.“ Es werde nicht mehr lange dauern, bis Baureife erreicht werden könne, zeigen sich Stadt und Bund in freudiger Erwartung.

Das Prinzip ist einfach: Aktuell ist das fast direkt am Rhein gelegene „Südfeld“ noch nahezu ganz von Wasser bedeckt. Die anhaltenden Trockenperioden, die im Zuge des Klimawandels zunehmen werden, wirken allerdings bereits wahre Wunder: immer mehr Land kommt zum Vorschein. „Wir hatten diesen einzigartigen Effekt bei den Planungen für das Areal gar nicht auf dem Schirm. Aber wir beschweren uns darüber natürlich auch nicht“, räumen Vertreter des Stadtverplanungsamtes und der Stadtverwicklungsgesellschaft hocherfreut über diese Entwicklung ein.

Ein toller Begleiteffekt des Klimawandels: Dank Trockenheit und Hitze entsteht ganz nebenbei neues Bauland wo vorher Grün vorherrschte und Wasser floss.

Eigentlicher Ideengeber für das neue „Südfeld“ ist allerdings das Dezernat für Umwelt, Wasserflächen und Verkehr. Denn das setzt bereits seit Jahren auf eine gezielte Verschlammung der Flächen in Süd-Schierstein, um so Bauland zu schaffen. „Die ständigen Anfragen aus dem Schiersteiner Ortsbeirat, wann denn endlich die giftigen Schlämme weggebaggert würden, habe ich erfolgreich ignoriert“, ist der amtierende Umwelt- und Wasserflächen-Dezernent stolz.

Tatsächlich hatte der Ortsbeirat im regelmäßigen Turnus diese Forderung wiederholt und damit auch noch die Leute verunsichert: Die Fläche gleiche einer Sondermülldeponie aus Schlamm mit sehr giftigen Organozinnverbindungen und Schwermetallen, wurde da behauptet. Schließlich machte auch noch das Gerücht die Runde, dass im Jahr 2010 Ironman-Teilnehmer an Durchfall erkrankten, weil sie ihren Sport auf dem Areal ausübten. Der Umwelt- und Wasserflächen-Dezernent räumt ein: „Das war’s dann, der Ironman fand seitdem nie mehr in Wiesbaden statt. An der Stelle mussten wir natürlich reagieren. Wir wollten aber auf keinen Fall eine zweistellige Millionensumme investieren, um den angeblich giftigen Schlamm wegzubaggern.“ Also entschied der Dezernent, das bisher hauptsächlich für Freizeit und zur Verklappung von Fäkalien genutzte Areal solle Bauland werden. „Denn bekanntlich lässt sich unter Beton einiges begraben“, stimmte ihm das Stadtverplanungsamt zu.

Schluss mit Ironman in Wiesbaden: Grund ist die ständige Nörgelei über giftige Sedimente in Schierstein.

Die Sache habe natürlich zunächst unter höchster Geheimhaltung eingefädelt werden müssen. Außer ein paar Alt- und Ex-Oberbürgermeistern, die bereits vertrauensvoll ihre Intimi in der Immobilienbranche kontaktieren, wusste niemand Bescheid. „Uns war direkt klar, dass diese Fläche ein Sahnestückchen wird, das es mit den richtigen Leuten zu teilen gilt“, erklärt ein Geschäftsführer der Stadtverwicklungsgesellschaft.

Geschäftsmann aus der Immobilienbranche bei einer Tortenschlacht im Wiesbadener Rathaus.

Der Bürgermeister ließ auf Anfrage mitteilen, dass das Projekt „noch ganz am Anfang stehe“. Trotzdem habe er sich entschlossen, einige Wochen nach Erscheinen dieses Berichts vielleicht auch den Schiersteiner Ortsbeirat darüber zu informieren: „Wir lassen das Hafenbecken gezielt verschlammen und machen daraus ein Prestigeprojekt für die ganze Region! Sicher wird sich schon bald eine Landes- oder Bundesbehörde melden, die Interesse am Standort hat. Ich wette, der Ortsbeirat wird außer sich vor Freude sein – und mit ihm alle Leute in Schierstein.“

Modelldarstellung der künftigen Neubauten und Baugrube im “Südfeld”.

Weil die Stadtverwaltung mit großer Resonanz aus der Bevölkerung rechnet, sei auch schon eine Bürgerbeteiligung angedacht. Die solle zwar unsinnige Themen wie Umweltverträglichkeit und Verkehrsbelastung komplett ausblenden, erläutert der Bürgermeister, „aber dafür dürfen die Bürgerinnen und Bürger bei der Namensgebung für das neue Baugebiet demokratisch mitentscheiden!“ Bisher gibt es schon zwei Vorschläge aus der Stadtverwaltung für das neue Quartier: „Südliches-Steinmeer“ und „Schlamm-Assel“. Weitere Vorschläge für den Quartiersnamen können in den Kommentaren zu diesem Beitrag bei Facebook hinterlassen werden:

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APRIL, APRIL 😉