Juchhu! Wir bekommen einen Zebrastreifen in der Rheingaustraße auf Höhe zur Gartenstadt.
Die Freude darüber ist sehr ernst gemeint! Wir brauchen diesen Zebrastreifen, um einen sicheren Überweg für alle zu haben, die nicht die beiden gut 400 Meter voneinander entfernten Ampelanlagen bei Tegut und Penny bzw. an der Kreuzung Reichsapfelstraße/Wasserrolle benutzen wollen.
Dazu kann es ja gute Gründe geben. Zum Beispiel wenn man von der Turnhalle in der Ehrengartstraße kommt und gegenüber in die Gartenstadt möchte. Oder wenn demnächst oder irgendwann (hoffentlich) die Grundschulkinder der Hafenschule zu ihrem vorübergehenden Schulstandort am Saareck laufen – und zurück. Also wirklich: Super! Es wurde Zeit, dass dieser Zebrastreifen eingerichtet wird.
Wobei „Zeit“ ein gutes Stichwort ist, um anhand dieses Zebrastreifens zu beschreiben, wie so ein „Fußgängerüberweg“ in Schierstein entsteht – und zwar bzgl. der politischen Wege, die dafür zurückzulegen sind.
Spoiler – der Entstehungsprozess zieht sich über fast 5 Jahre:
3. März 2021: Der Ortsbeirat Schierstein beantragt, die Einrichtung eines Fußgängerüberweges an der Querungshilfe in der Rheingaustraße in Höhe der Emil-Dietz-Straße zu prüfen – https://piwi.wiesbaden.de/dokument/v/2575684
24. April 2021: Das Verkehrsdezernat antwortet, dass zunächst „Erhebungen zur Verkehrsstärke des KFZ-Verkehrs und der Fußgängerfrequenz“ durchgeführt werden müssen – https://piwi.wiesbaden.de/dokument/v/2693971
6. Juli 2021: Die angekündigte Verkehrszählung auf der Rheingaustraße in Höhe der Emil-Dietz-Straße am vorhandenen Fahrbahnteiler zur Prüfung der Einrichtung eines Fußgängerüberwegs wird durchgeführt.
26. November 2021: Dem Ortsbeirat Schierstein wird das Ergebnis der Erhebung vom 6. Juli 2021 durch das Tiefbau- und Vermessungsamt mitgeteilt. Ergebnis: „Aufgrund der festgestellten Verkehrsdaten in der morgendlichen Spitzenstunde ist die Einrichtung eines Fußgängerüberwegs rechtlich möglich. Die Maßnahme wird in das Programm Verkehrsberuhigung / Fußgängersicherung aufgenommen.“
Daraufhin tut sich aber fast zwei Jahre nichts – zumindest nichts öffentlich Sichtbares. Der Ortsbeirat Schierstein stellt darum erneut einen Antrag am
13. September 2023: Der Ortsbeirat beantragt, einen Fußgängerüberweg (FGÜ) an der Querungshilfe in der Rheingaustraße, Höhe Emil-Dietz-Straße, einzurichten – https://piwi.wiesbaden.de/dokument/v/3177494
5. Januar 2024: Der Ortsbeirat erhält eine Mitteilung des Verkehrsdezernenten, der darüber informiert, dass die Planung für den Fußgängerüberweg erfolgreich abgeschlossen wurde. Die Umsetzung sei für 2024 vorgesehen.
10. Juli 2024: Das Tiefbau- und Vermessungsamt legt dem Ortsbeirat eine Sitzungsvorlage vor, mit der die Einrichtung eines Fußgängerüberwegs in der Rheingaustraße beschlossen werden soll – https://piwi.wiesbaden.de/sitzung/detail/3221264/tagesordnung/oeffentlich?dokument=v3331639
Der Ortsbeirat stimmt zu, genauso wie am 12.9.2024 der Mobilitätsausschuss, am 18.9.2024 der Finanzausschuss und am 26.9.2024 die Stadtverordnetenversammlung.
Und dann tat sich wieder über ein Jahr nichts – zumindest nichts öffentlich Sichtbares.
24. Oktober 2025: Die Stadt kündigt per Pressemitteilung die Einrichtung des Fußgängerüberwegs an der Rheingaustraße an und beschreibt die damit einhergehenden Verkehrseinschränkungen. Die Baumaßnahmen für den neuen Überweg sollen bis zum 21. November dauern – https://www.wiesbaden.de/pressemitteilungen/pressereferat/2025/oktober/251024-Fussgaengerweg
27.10.2025: Die Baustelle für den Fußgängerüberweg wird eingerichtet. Innerhalb nur eines Tages werden zwei vorübergehende Zebrastreifen auf der Rheingaustraße aufgebracht und eine entsprechende Beschilderung aufgestellt.
Wenn alles klappt, hat die Umsetzung des Projekts “Fußgängerüberweg Rheingaustraße” dann vom ersten Antrag am 3. März 2021 bis zu seiner Fertigstellung am 21. November 2025 insgesamt 4 Jahre und 9 Monate gebraucht. Und dabei handelt sich hier nur um einen Zebrastreifen.
Falls jetzt noch jemand Fragen hat, wann die Spielfläche unter der Schiersteiner Brücke eingerichtet wird, wann die Einzeichnung des Bürgersteigparkens vorgenommen wird oder sogar, wann denn endlich die Schiersteiner Schulen saniert bzw. neu gebaut werden: Immer daran denken, ein Zebrastreifen dauert fünf Jahre. Multipliziert mit der Größe oder Komplexität anderer Projekte, kommt man da leicht auf mehrere Jahrzehnte Bearbeitungszeit.