Klimakrise in Schierstein? Zumindest dieses Jahr fühlte es sich bisher nicht so an. Anders als in den Vorjahren war es eher trüb und regnerisch, Tropennächte (Temperaturen von 20°C und mehr in der Nacht) machen sich bislang rar. Und auch die Zahl der Sommertage (ab 25°C) oder der heißen Tage (ab 30°C) ist aktuell noch gering. Dennoch: Das Klima verändert sich – auch ohne Sommerwetter 2021.

Der Weltklimarat hat am 9. August seinen sechsten Bericht zum Klimawandel vorgelegt und warnt vor häufigeren Hitzewellen und “veränderten Niederschlagsmustern”. Was wir darunter im Extremfall zu verstehen haben, sehen wir ganz aktuell anhand der Bilder der Flutkatastrophe und Waldbrände.

Kein schönes und kein leichtes Thema, aber eins, das unbedingt auch auf kommunaler Ebene diskutiert werden muss. Denn auch, wenn wir in Schierstein wenig zur Verringerung des weltweiten CO2-Ausstoßes beitragen können, so können wir uns doch an die jetzt bereits unausweichlichen Veränderungen, die die Klimakrise mit sich bringt, anpassen und auf sie vorbereiten. Das betrifft auch ganz konkret die Wiesbadener Stadtplanung und damit die Kommunalpolitik.

Die Stadt Wiesbaden hat hierzu erneut Klimakarten veröffentlicht. Die Karten zeigen Flächen mit bedeutsamen und teilweise unverzichtbaren Funktionen für das Stadtklima, aus denen sich sehr gut ablesen lässt, was in Sachen Hitze jetzt schon für Schierstein gilt und in Zukunft noch wichtiger wird:

  • Das TIEFGEBIET zwischen Hafen und Bahnlinie gehört zu den Flächen mit den höchsten bioklimatischen Belastungen (Gesundheitsgefahr besonders für Menschen ab 75) in der Zukunft (ab 2031): dunkelviolett = extrem belastet
  • Die Gebiete weiter NÖRDLICH bis hoch nach Dotzheim sind dunkelrot = sehr hoch belastet
Quelle: Fachgutachten Stadtklima, Klimavorrang 2017 (Flächen mit unverzichtbarer stadtklimatischer Bedeutung) und Bioklimatische Belastungen 2031 – 2060

Ganz so neu ist das alles nicht. Bereits die ersten aus der KlimPrax-Studie des Deutschen Wetterdienstes (DWD) und des Hessischen Landesamts für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) basierenden Karten zeigten, dass Schierstein ein “Hotspot” der Klimakrise ist – ein Grund warum wir zum Beispiel die massive Nachverdichtung am Schiersteiner Osthafen ablehnen. Siehe:

Bebauungsplan Osthafen lässt negative Auswirkungen auf das Klima in angrenzenden Wohngebieten in Schierstein erwarten

HANDLUNGSFELDER:
Das “WESTFELD” (Schierstein Nord zwischen Schönaustraße und Saarstraße) sollte keinesfalls bebaut werden, denn es ist eine

“besonders gefährdete Zone hoher thermischer Empfindlichkeit; zusätzliche Versiegelungen und bauliche Verdichtungen könnten zur Verknüpfung von Überwärmungsgebieten und durch die Erhöhung des Verkehrsaufkommens zur Verstärkung der Luftbelastung führen.

* Aus klimafunktionalen Gründen sollten diese Zonen grundsätzlich von weiteren baulichen Entwicklungen frei gehalten werden.”

Luftleitbahnen, die kühle Luft in den Ort bringen können, sind “gestört” und werden an der Bahnlinie ausgebremst. Empfehlung der städtischen Karten:

“Barrierewirkungen, z.B. durch bestehende Baustrukturen, abbauen, Entsiegelungen und Begrünungsmaßnahmen fördern.”