Die Initiatorin der Petition “Wiesbaden – Grund zum Leben”, die sich auf den Erhalt der Freiflächen im Westfeld richtet, hat sich in einem Offenen Brief an alle Wiesbadener Stadtverordneten gewendet. Sie möchte von den Rathausfraktionen bzw. den Stadtverordneten bis Ende dieses Monats erfahren:

“Unterstützen Sie bzw. Ihre Fraktion die Anliegen dieser Petition?”

In einem zweiten Offenen Brief hat sie vor kurzem ein Missverständnis aufgeklärt, das offenbar bzgl. der Forderung in der Petition nach einer Versorgung über möglichst lokale Trinkwassergewinnung kursiert. Der Offene Brief lautet wie folgt:

Die Kritik an der Forderung lautet, dass eine ausschließlich lokale Trinkwasserversorgung in Großstädten nicht möglich sei und Wasser immer von außen zugeführt werden müsse. Diese Kritik ist allerdings unberechtigt, da die Petition überhaupt keine überwiegende, ausschließliche oder hunderprozentige lokale Trinkwasserversorgung fordert. Im Gegenteil, die Petition hält sogar in ihrer Begründung ausdrücklich fest:

„Bereits heute kann Wiesbaden seinen Wasserbedarf nicht aus lokalen Ressourcen decken. Das Wasser stammt zu 40 Prozent aus dem Hessischen Ried und zu jeweils 30 Prozent aus den Wiesbadener Taunusstollen sowie dem Schiersteiner Wasserwerk. (Quelle: Wasserversorgungsbetriebe der Landeshauptstadt Wiesbaden). Schon jetzt besteht also ein Ungleichgewicht zwischen benötigtem Wasser und den Wiesbadener Ressourcen.“

Dass diese Abhängigkeit von „fremden Quellen“ (leider!) nicht mehr rückgängig gemacht werden kann, liegt auf der Hand. Dies allein schon aus dem Grund, dass Wiesbaden zu den trockensten und heißesten Regionen in Deutschland gehört.

Die Petition fordert darum die Möglichkeiten der lokalen Trinkwasserversorgung nicht weiter zu schmälern („möglichst lokale Trinkwassergewinnung“) und dies aus gutem Grund:

Denn dass sich die Problematik der Trinkwasserversorgung gerade auch aus dem Wachstum von Städten und der damit einhergehenden Versiegelung und Vernichtung von Versickerungsflächen speist, ist auch kein Geheimnis. Dass dies zu Konflikten auch mit den „Zulieferern“ von Trinkwasser führt, macht unsere Nachbarstadt Frankfurt uns gerade – auf traurige Weise – vor: Siehe unter anderem die ARD-Doku „Die große Dürre“ vom August 2022 ab Minute 22:30: https://www.ardmediathek.de/video/dokus-im-ersten/die-story-im-ersten-die-grosse-duerre/das-erste/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3JlcG9ydGFnZSBfIGRva3VtZW50YXRpb24gaW0gZXJzdGVuLzZkOTI2YjA4LTg4ZWItNGRjYS1hOWJiLTEyZTBhZmY1Y2U1OA

Die Petition weist darum auch deutlich auf das Problem der Grundwasserneubildung hin, dass sich mit den aktuell bereits vor Sommerbeginn langfristig ausbleibenden Niederschlägen in unserer Region nachhaltig verschärft:

„Seit dem Jahr 2003 liegt außerdem die jährliche Grundwasserneubildung in Hessen unterhalb des langjährigen Mittelwertes. Ausgeprägte Nassjahre wurden in Hessen

seit 2003 nicht mehr beobachtet. (https://umwelt.hessen.de/sites/umwelt.hessen.de/files/2023-02/zukunftsplan_wasser.pdf, Seite 21).“