Was Falschparker in Schierstein und Feste in Wiesbadens Stadtmitte miteinander zu tun haben

– eine Zusammenfassung von Herbert G. Just

Es ist durchaus zu würdigen, dass die Stadtpolizei wiederum einen Tätigkeitsbericht vorlegt und es wäre wünschenswert, wenn andere Organe der Landeshauptstadt Wiesbaden dem folgen würden.

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Der Bericht 2022 ist der erste Bericht, der nach den personalintensiven Corona-Kontrollen 2021 wieder den Normalbetrieb abbildet. Dies bedeutet, dass die Stadtpolizei wieder Kapazitäten frei hat oder frei haben sollte für die ganz normalen Widrigkeiten des Alltags. Z.B. bei den Ruhestörungen: Hier verwundert, dass aus Schierstein im gesamten Jahr 2022 nur 17 Ruhestörungen gemeldet worden sein sollen (Seite 10). So häufig wie der Ortsbeirat bzw. einzelne Ortsbeiratsmitglieder zu dieser Problematik angesprochen werden, sollte man meinen, es wurden eher 170 Ruhestörungen gemeldet. Noch mehr verwundert aber die Aussage, dass für Ruhestörungen im privaten Bereich die Landespolizei zuständig sein soll. Das ist dem Bürger überhaupt nicht zu vermitteln. Und wenn bei nächtlichen Ruhestörungen dann auch noch das Umweltamt alarmiert werden soll, dann versteht der Bürger das Verschieben von Zuständigkeiten und Verantwortung überhaupt nicht mehr.

Auf Seite 11 wird über Hundekontrollen berichtet. Der Bericht 2019 enthielt die Aussage, dass im gesamten Jahr 2019 gerade mal ein einziges Verfahren wegen Hundekot durchgeführt worden war. Erstaunlich im Vergleich zu der Menge an Tretminen, die allein in Schierstein entlang der Wege liegen. Im aktuellen Bericht will man sich Peinlichkeiten rund um das Thema offenbar ersparen und weist diese Zahlen gar nicht mehr aus. Leider findet sich auch im Abschnitt Grünanlagen (Seite 15), die immer häufiger zu „Hundeklos“ verkommen (die Karl-Heinz-Bremser-Anlage ist bereits eins), dazu keine Aussage.

Warum eine Fahrradstaffel ins Leben gerufen wird, die dann nur 85 Einsätze (Seite 11) zustande bringt, erschließt sich mir nicht. Wir könnten die Einsätze auf dem Drahtesel gerade an der Hafenpromenade gut gebrauchen – eigentlich sogar an 365 Tagen im Jahr. Die Anzahl von 85 Einsätzen bedeutet, dass die Fahrradstaffel rechnerisch nur alle 4 Tage unterwegs ist – und das dürfte selten in Schierstein gewesen sein. Vielleicht ist das ja dem Wetter geschuldet: zu warm, zu kalt, zu trocken, zu nass – irgendwas ist immer.

Wussten Sie eigentlich, dass die Kontrollhäufigkeit in unserem Stadtteil zwar nicht unbedingt immer vom Wetter, aber wirklich immer von den Festen in der Stadt abhängt? Je häufiger in der Stadt gefeiert wird, umso weniger Stadtpolizeistunden bleiben für Schierstein. Das dürfte fast für jedes Wochenende gelten – aktuell auch: Wilhelmstraßenfest/Theatrium. Da sind nun alle Stadtpolizisten unterwegs – so auch die offizielle Antwort, wenn man bei der Stadtpolizei anruft, weil beispielsweise in der Schiersteiner Fußgängerzone (falsch-)geparkt wird. Dass Schierstein mindestens am Wochenende auch ein (Feier- und) Touristenhotspot ist, dem die Anwesenheit der Stadtpolizei zumindest ab und an ganz guttäte, ist in der Landeshauptstadt Wiesbaden offenbar noch nicht angekommen.

In diesem Sinne: Wer in Schierstein tun möchte, was er nicht sollte, richte sich künftig am besten nach dem Wiesbadener Veranstaltungskalender. Weist der eine Großveranstaltung in der Stadt aus, muss man in Schierstein keine Kontrolle fürchten – und die Anwohner dürfen auch keine erwarten.

Herbert G. Just