Nach gut anderthalb Stunden Diskussion waren die Positionen des Schiersteiner Ortsbeirats und des Schuldezernenten Dr. Hendrik Schmehl ausgetauscht. Ergebnis der Sondersitzung am 24. März 2025 zum Umzug der Erich Kästner-Schule (EKS) ins Rheingau-Palais: Der Ortsbeirat votierte einstimmig für den Verbleib der Schule am seit 55 Jahren angestammten Platz in der Zehntenhofstraße gegenüber dem Festplatz. Schmehls Argumente für einen Umzug und auch die angeblichen Kosteneinsparungen im Rheingau-Palais waren für das Gremium nicht nachvollziehbar.

Der Ortsbeirat entschied sich dafür, die Planung der Erich Kästner-Schule auf deren bisherigem Gelände fortzuführen und dabei Einsparungen zu prüfen.

Als Gründe führte das Gremium unter anderem an,

  • dass die Variante „EKS im Rheingau-Palais“ nicht ausreichend geprüft sei. Schon mehrfach waren Anläufe, die Schule zu sanieren bzw. neu zu bauen, wegen fehlerhafter oder nicht ausreichender Vorplanungen gescheitert. Das könnte auch nun wieder passieren und die Schule am Ende wieder komplett leer ausgehen. Denn bislang wurde weder der Denkmalschutz beteiligt noch die Anforderungen des Brandschutzes geprüft.
  • Daraus könnten auch unvorhersehbare Kostensteigerungen für den geplanten Umbau des Rheingau-Palais resultieren. Die Stadt selbst kalkuliert jetzt schon eine mögliche Kostenabweichung von bis zu 50 % bei der Umsetzung des Umzugs ins Rheingau-Palais ein. Auf Grund der bisher gesammelten Erfahrungen bei ähnlichen Projekten erschien es dem Ortsbeirat als durchaus wahrscheinlich, dass die Kosten am Ende im Rheingau-Palais exakt so hoch sein könnten wie beim Neubau der EKS an ihrem jetzigen Standort – vielleicht sogar höher.
  • Angesichts all dieser Unwägbarkeiten wehrte sich der Ortsbeirat auch gegen den Zeitdruck, der durch einen „letter of intent“ (die Kaufpreisvereinbarung zwischen dem privaten Verkäufer des Rheingau-Palais und der Stadt) hervorgerufen wird. Während Schmehl darauf hinwies, dass der Kaufpreis steigen könnte, wenn nicht schnell eine Entscheidung falle, argumentierten die Ortsbeiratsmitglieder, dass das Rheingau-Palais bereits seit 2023 zum Verkauf stehe. Erst seit Herbst 2024 bekundet die Stadt Interesse. Die Nachfrage nach dem riesigen denkmalgeschützten Gebäude scheint also nicht besonders hoch zu sein. Der Druck, der auf die Gremien bzgl. der schnellen Entscheidung zum Kauf ausgeübt wird, darum unverständlich.
  • Die Ortsbeiratsmitglieder machten auch klar, dass mit der jetzt in Sondersitzung und unter Zeitdruck eingeforderten Entscheidung ebenso eine Vorentscheidung über die weitere Nutzung des dann freien und ehemaligen Grundstücks in der Zehntenhofstraße/Kleinaustraße gegenüber dem Festplatz falle. Denn die Stadt möchte das Grundstück zur Gegenfinanzierung der Kosten für das Rheingau-Palais mit Wohnungen bebauen.
  • Der Ortsbeirat äußerte auch Zweifel am Wohnungsbau auf dem Schulgelände der EKS, denn eine Unterkellerung bzw. ein Bau von Tiefgaragen ist auf dem jetzigen EKS-Grundstück offenbar eine kostenintensive Angelegenheit. So erläuterte Schmehl, dass ein Hauptgrund für die Kostenexplosion bei der Erich-Kästner-Schule die Unterkellerung sei. Die erfordere deutlich tiefere Grabungen als zunächst geplant, um die Statik der darüberliegenden Gebäude zu sichern. Zudem sei eine sogenannte „weiße Wanne“ unerlässlich, zum Schutz vor dem Grundwasser. Entweder wird also auch der geplante Wohnungsbau unerschwinglich oder es wird auf eine Unterkellerung bzw. Tiefgaragen verzichtet – was angesichts des enormen Parkdrucks gerade im südlichen Schierstein und rund um den Hafen, eine deutliche Verschlechterung darstellen könnte.
  • Abgesehen von all dem geht es schließlich darum, dass hier (seit inzwischen zehn Jahren) eine Schule baulich wieder pädagogisch sinnvoll und zeitgemäß in Stand gesetzt werden soll. Hier teilt der Ortsbeirat die Auffassung der Schulleitung und des Lehrerkollegiums, dass auf Grund der baulichen und unveränderbaren Vorgaben des Rheingau-Palais keine zukunftsweisende Schule entstehen kann.