Das Wiesbadener Umweltamt beschäftigt sich nicht erst seit der Flutkatastrophe an Erft und Ahr mit den Themen Starkregen und Überschwemmungen. Bereits seit 2017 arbeitet eine Projektgruppe „Starkregen“ unter Beteiligung der Dezernate I (Oberbürgermeister) und V (Umwelt) an dem Problem. Ende September hat das Umweltamt den Wiesbadener Ortsbeiräten den aktuellen Stand und die Planungen zum Thema Starkregen vorgestellt.

Dabei wurde deutlich, dass der Handlungsdruck durch die Klimakrise in den vergangenen Jahren stärker geworden ist. Neben Klimaschutz muss die Stadt darum auch das Thema Klimaanpassung bearbeiten.

Bereits erarbeitet wurden Fließpfadkarten, die potentielle Fließpfade nach einem Starkregenereignis zeigen. Diese existieren auch für den Lindenbach in Schierstein (Zukunft Schierstein hat darüber bereits berichtet im Beitrag “Starkregen-Gefahrenanalyse für den Lindenbach hat höchste Priorität“.)

Aktuell arbeitet das Umweltamt an Starkregen-Gefahrenkarten für alle Wiesbadener Ortsteile. Diese sollen den Ortsbeiräten Ende 2022 vorgestellt werden. Anschließend soll eine sogenannte „Dialogkarte“ online gestellt werden, zu der alle Bürger*innen Eingaben machen können. Das dürfte in Schierstein vor allem für die Anwohner*innen am Lindenbach interessant sein.

Die daraus resultierenden Informationen werden in die Karte eingearbeitet und die Karte dann Grundlage für Maßnahmen sein. Dies können zum Beispiel Seitengräben, Schutzwälle, die Verbreiterung von Engstellen oder der Einbau von Kaskaden zur Reduzierung der Fließgeschwindigkeit oder Regenrückhaltebecken sein. Aber auch die Entsiegelung von Flächen zur Gewinnung wasserdurchlässiger Flächen wäre eine Option.

Zur Berechnung einzelner Szenarien wurden bislang die vier intensivsten Regenereignisse der letzten 16 Jahre ausgewählt. Nach den Ereignissen an Ahr und Erft werden die Rechenläufe jedoch auch mit den Intensitäten durchgeführt, die im Ahrtal runtergekommen sind.

Schon jetzt ist klar, dass nicht jedes Szenario beherrschbar sein wird. Darum sind die Bürger*innen mit Objektschutz in der Pflicht. Hierzu will das Umweltamt eine Broschüre auflegen und Beratungen anbieten.

Für Neuplanungen soll das Modell „Schwammstadt“ Anwendung finden: Das bedeutet, Niederschläge verbleiben auf der Fläche, auf der sie runtergehen und werden dann dort auch genutzt – z.B. für Dürren.

Hochwasser und Starkregen hielten die Einsatzkräfte Anfang Februar 2021 in Atem. Die Pumpen des Lindenbachs reichten nicht mehr, um diesem Ereignis Herr zu werden.

Ein Hauptproblem ist die Verdichtung zum Gewässer hin – zum Beispiel in Schierstein. Zwar ist das Zusammentreffen von Starkregen und Hochwasser am Rhein sehr selten. Doch im Frühjahr 2021 gab es genau diese Situation, die dazu führte, dass die Pumpen im Lindenbach, die das Fünffache des Mittelwassers, also des mittleren, durchschnittlichen Wasserstands des Lindenbachs, überheben können, nicht ausreichten. Das Umweltamt beobachtet diese Entwicklung und zieht in Betracht, mittelfristig eventuell ein anderes System zu überlegen, wenn solche Ereignisse häufiger auftreten.