Die Nachricht vom Betretungsverbot für das Schulbootshaus im Schiersteiner Hafen hat am 9. Dezember 2021 für Entsetzen gesorgt. Immerhin ist bereits seit 2017 bekannt, dass das Gebäude marode ist und ersetzt werden muss. Inzwischen nimmt das Thema an Fahrt auf.

Mit Bestürzung über die plötzliche Schließung und die jahrelangen Versäumnisse haben vor allem die betroffenen Nutzer reagiert: die Rudergesellschaft Wiesbaden-Biebrich und der Förderverein Schulbootshaus. Eine Kundgebung der Rudergesellschaft am 18. Dezember 2021 sorgte mit 120 Unterstützer*innen und 15 Kinder- und Jugendruderern auf dem Dernschen Gelände für Aufsehen.

Eindrücke von der Kundgebung auf dem Dernschen Gelände am 18. Dezember 2021.
Fotos: Rudergesellschaft Wiesbaden-Biebrich 1888 e.V.
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All das scheint inzwischen erste Früchte zu tragen. Schon in der Woche vor der Kundgebung hatte Schuldezernent Axel Imholz im Wiesbadener Kurier geäußert, er habe „das Hochbauamt gebeten, umgehend einen externen Projektleiter zu suchen und zu beauftragen, der die Projektsteuerung übernehmen wird.“ Politische Unterstützung für die Anliegen der Sportler*innen wurde sowohl von mehreren Rathausfraktionen als auch dem Schiersteiner Ortsbeirat zugesagt.

Am Samstag, 18. Dezember 2021, soll nun ein Industrietaucher den Zustand des Bootshauses begutachtet haben. Wie das Ergebnis lautet und ob das Bootshaus in absehbarer Zeit wieder betreten werden darf, ist aktuell noch nicht öffentlich bekannt.

Zukunft Schierstein hat hierzu das Hochbauamt und das Schulamt um Auskunft gebeten. Auch dazu, wie weiter verfahren werden soll, falls das Betretungsverbot für das Schulbootshaus nicht aufgehoben werden kann. Und welche Ausweichmöglichkeit mit sicherer Lagerung des Bootsmaterials und Zugang zum Wasser die Stadt dann kurzfristig schaffen kann, um die baldige Wiederaufnahme des Sportbetriebes für das Schul- und Leistungsrudern zu gewährleisten, wollen wir wissen. Wäre es als Interimslösung möglich, eine Miethalle mit Zugang zum Hafen am Westhafen einzurichten?

Der Blick muss grundsätzlich nach vorne gerichtet sein, um eine schnelle und gute Lösung für die Sportler*innen zu finden, die nun im wahrsten Sinne des Wortes „auf dem Trockenen sitzen“. Trotzdem sollte zu gegebener Zeit der komplette „Prozess der Versäumnisse“ aufgearbeitet und daraus gelernt werden.

Hierzu gehört zu allererst die Frage der Sicherheitsüberprüfungen. In welcher Art und in welchem Turnus wurden diese in den vergangenen fünf Jahren seit der Havarie des Bootshauses im Jahr 2017 durchgeführt? Wurde Hinweisen der Nutzer zu Sicherheitsmängeln immer zeitnah nachgegangen und diese behoben? Wie konnte es dann zu der sehr plötzlichen und unerwarteten Schließung am 9. Dezember kommen?

Allen Beteiligten sollte inzwischen klar sein, dass das Projekt „neues Bootshaus“ nur nachhaltig gelingen kann, wenn hier eine deutlich engere Kommunikation und Einbindung zwischen den beteiligten Ämtern und den Nutzern stattfindet: Darüber, welchen Anforderungen ein neues Bootshaus genügen muss, aber auch darüber, wie die Zeit bis dahin so überbrückt werden kann, dass Schul- und Leistungsrudern nicht länger die Verlierer bleiben, sondern uneingeschränkt und schnell wieder stattfinden können im Schiersteiner Hafen.

Dazu müsste natürlich in einem ersten Schritt geklärt werden: Wer hat den Hut auf bei diesem Projekt? Wer sind die konkreten Ansprechpartner bei der Stadt?

Die Lösung sollte diesmal unbedingt so nachhaltig sein, dass Wiesbaden und vor allen Dingen die Sportler*innen nicht schon in zwei Jahrzehnten wieder bei null anfangen müssen – so wie es bei den letzten beiden Bootshäusern der Fall war bzw. ist, die eine durchschnittliche Lebensdauer von 25 Jahren hatten.