Aktualisiert am 29. August 2024
Rettet die Stadt Wiesbaden die Rettbergsaue bzw. ihre Nutzbarkeit als Freizeitgelände? Wenn ja, wann? Diese Frage konnte man sich in den vergangenen drei Jahren häufiger stellen. Solange beschäftigt sich die Stadtpolitik bereits mit dem Thema. Anfang 2024 nahm die Betreibergesellschaft mattiaqua dann etliche Verbesserungen vor, unter anderem wurde auf der Schiersteiner Seite ein neues Spielgerät aufgestellt. Ob der Seitenarm am Inselcafé ausgebaggert und damit wieder ein echter Strand geschaffen werden kann, war lange unklar – zuletzt wegen der Kosten. Nun steht fest: Ab 16. September 2024 wird ausgebaggert. Wie es dazu kam, lässt sich unten in einer Chronologie der Ereignisse nachlesen.
Eine Chronologie der Geschehnisse in der Wiesbadener Stadtpolitik
(Quelle – Politisches Informationssystem der Stadt Wiesbaden https://piwi.wiesbaden.de):
15. September 2021:
Die Rathaus-Fraktionen CDU, FDP, Volt und FW/Pro Auto stellen einen Antrag mit dem Titel „Reif für die Insel – Rettbergsaue in Rheinuferkonzept miteinbeziehen und aufwerten“. Demnach sollte der Magistrat berichten, ob die Option weiterverfolgt wird, das Freizeitgelände Rettbergsaue dem Grünflächenamt zu übergeben. Außerdem beantragten die Fraktionen, die öffentlich zugänglichen Bereiche der Rettbergsaue im Einklang mit dem bestehenden Naturschutzgebiet als naturnahes Freizeitgelände für Familien in das Rheinuferkonzept einzubeziehen und eine Aufwertung anzustreben.
4. November 2021:
Das von Oberbürgermeister Mende geführte Dezernat für Stadtentwicklung und Bau antwortet:
Die […] Option, das Freizeitgelände Rettbergsaue dem Grünflachenamt zu übergeben, wird von Seiten mattiaquas als strategische Überlegung weiterhin positiv bewertet. Eine Entscheidung des Magistrats über eine konkrete Umsetzung steht allerdings noch aus. Die Rettbergsaue ist bereits Bestandteil des Rhein.Main.Ufer-Konzepts, das derzeit in Bearbeitung ist. Im Konzept werden Maßnahmen zur Aufwertung entwickelt. Da etwa 90 % der Rettbergsaue unter Naturschutz gestellt sind, muss hierauf gebührend Rücksicht genommen werden.
9. November 2022:
Die Fraktion Zukunft Schierstein im Ortsbeirat Schierstein stellt einen Antrag mit dem Titel „Aufwertung der Rettbergsaue als Ausflugsziel“. Der Antragstext bezieht sich auf den nun über ein Jahr alten Antrag der Rathausfraktionen zur Rettbergsaue und bittet um Informationen, ob der Magistrat inzwischen über die Option entschieden hat, das Freizeitgelände Rettbergsaue dem Grünflachenamt zu übergeben, bzw. wann mit einer solchen Entscheidung zu rechnen ist. Außerdem will Zukunft Schierstein wissen, welche konkreten Maßnahmen zur Aufwertung der Rettbergsaue als Bestandteil des Rhein.Main.Ufer-Konzepts entwickelt werden und ob erste Maßnahmen – auch zur Existenzsicherung des Inselcafés und der Personenschifffahrt „Tamara“ bereits in der
kommenden Sommersaison 2023 umgesetzt werden können.
16. Februar 2023:
Oberbürgermeister Mende antwortet:
Der Eigenbetrieb mattiaqua und das Grünflachenamt sind derzeit in Verhandlung über eine mögliche Übertragung der beiden Freizeitgelände. Eine Entscheidung steht noch aus. Sobald ein Ergebnis vorliegt, werde ich Sie umgehend informieren.
Auf der Rettbergsaue gilt es in besonderem Maße, die Belange des Naturschutzes mit denen der Freizeitnutzungen, in einer für Wiesbaden einmaligen Lage, in Einklang zu bringen. Mehr als 90 % der Rettbergsaue stehen unter Naturschutz, die Festlegungen zu den europaweiten „Natura 2000“ Schutzgebieten stehen hohe Anforderungen an die Entwicklung und den Erhalt der Gebiete. Aus diesen Gründen ist im Rhein.Main.Ufer-Konzept neben der Verbesserung der bestehenden Freizeitanlagen keine Erweiterung vorgesehen, Gleiches gilt für Ausbaggerungen auf oder an der Rettbergsaue.
Als Maßnahmen auf der Rettbergsaue, die im Rhein.Main.Ufer-Konzeot aufgeführt sind, nennt er:
- die Verbesserung bzw. Wiedernutzbarmachung der auf der Nordseite gelegenen Wegeverbindung zwischen den beiden Freizeitbereichen.
- die Einrichtung einer geeigneten Radabstellanlage im Bereich des neuen Anschlusses des Radwegs auf der lnsel.
- die auf der Nordseite der Inset vorhandenen Anlegestellen (u.a. fur die Personenfahre „Tamara“) sollen auch weiterhin Bestand haben.
Ab Mai 2023:
Der Ortsbeirat Schierstein sucht das direkte Gespräch mit der Betreibergesellschaft Mattiaqua. Bei einem ersten runden Tisch steht sich heraus, dass nichts dagegen spricht, den Seitenarm der Rettbergsaue auszubaggern:
12. Juli 2023:
Die AG Umwelt, Klima und Sauberkeit im Schiersteiner Ortsbeirat stellt einen Antrag mit dem Titel „Erhalt des Rheinseitenarms am Inselcafé auf der Rettbergsaue“. Der Antrag beschreibt, dass bei einem Runden Tisch zum Thema „Erhalt der Freizeiteinrichtungen auf der Rettbergsaue“ am 2. Mai 2023 (mit mattiaqua) ein Vertreter des RP Darmstadt erklärte, dass aus naturschutzrechtlicher Sicht keine Einwände gegen ein fachgerechtes Ausbaggern des Seitenarms bestünden und dies sogar zur Sauerstoffversorgung des Gewässers wünschenswert sei. Der Vertreter des RP Darmstadt stellte sogar eine dauerhafte Genehmigung in Aussicht. Die Maßnahmen (Ausbaggern) müssten aus Vogelschutzgründen zwischen der Brut-/Aufzuchtzeit und dem Vogelzug im Herbst erfolgen, vorzugsweise im September. Auch die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung als zuständige Behörde für die Wasserflächen des Rheins hatten diesbezüglich keine Bedenken, wollten allerdings auch weder die Durchführung der Maßnahmen noch die Kosten übernehmen.
Da aus Sicht des Ortsbeirats – und darüber hinaus sämtlicher Nutzer der Insel – der Erhalt des wasserführenden Seitenarms ein wesentliches Element für die Erhaltung und Nutzung der Freizeitflächen ist, wurde der Magistrat mit dem Antrag gebeten, zeitnah Kontakt mit der Naturschutzbehörde beim RP Darmstadt aufzunehmen und eine Genehmigung für regelmäßige Maßnahmen zur Verhinderung der Verlandung des Seitenarms einzuholen. Das Wasser- und Schifffahrtsamt sowie Hessenforst sollten beteiligt werden. Parallel hierzu sollte eine möglichst kostengünstige und schonende Methode gesucht werden, gerne unter Einbindung des Ortsbeirats, die Maßnahme noch im September 2023 umzusetzen.
Dem Ortsbeirat Schierstein liegt bis heute (aktualisierter Stand: 29. August 2024) hierauf keine Antwort des Magistrats vor: https://piwi.wiesbaden.de/antrag/detail/3141007
14. September 2023:
Die Rathausfraktionen CDU, FDP und BLW/ULW/BIG stellen einen Antrag mit dem Titel „Rettet das Inselparadies Rettbergsaue!“. In diesem Antrag wurde der Magistrat gebeten, unter Beteiligung von Nutzern der Rettbergsaue (Verein, Betreiber Inselcafé, Fährbetreiber und den Ortsbeiräten Schierstein und Biebrich) ein Konzept für die Rettbergsaue zu erstellen und dem Ausschuss [Ehrenamt, Bürgerbeteiligung und Sport] zeitnah vorzustellen, welches wieder dem Namen „Inselparadies“ näherkommt. Außerdem soll der Magistrat berichten, wie der aktuelle Planungsstand (September 2023) ist und wie einzelne Sachverhalte zeitnah erledigt werden können (unter anderem Ausbaggern des Durchlaufs, Baumschnitt- und Baumpflegearbeiten, Modernisierung der sanitären Anlagen des Inselcafés, neue Spielgeräte).
Sollte es darauf eine Antwort des Magistrats gegeben haben, ist dieses zumindest nicht im Informationssystem der Stadt abgelegt: https://piwi.wiesbaden.de/antrag/detail/3177094 (Stand: 29. August 2024)
7. Dezember 2023:
Eine mögliche Antwort des Magistrats ist zumindest nicht im Informationssystem der Stadt abgelegt: https://piwi.wiesbaden.de/antrag/detail/3226637 (Stand: 29. August 2024)
16. Mai 2024:
Die Rathausfraktionen von CDU und FDP stellen wieder einen Antrag. Titel: Die Rettbergsaue darf nicht sterben!
Anfang Juni 2024:
Die Betreibergesellschaft Mattiaqua teilt mit, dass eine erste Einschätzung der Kosten für das Ausbaggern eingeholt worden sei: 150.000 Euro.
Der Schiersteiner Ortsbeirat zweifelt diese Summe an und nimmt eigene Recherchen auf.
19. Juni 2024:
Die Rathausfraktionen von CDU und FDP stellen einen Antrag unter anderem mit dem Ziel, dass nun endlich zu ihrem Antrag vom Mai und überhaupt regelmäßig zur Rettbergsaue berichtet werde.
5. August 2024:
Der Wiesbadener Kurier am 5. August 2024 berichtet:
Es liegt ein vergleichsweise günstiges Angebot für das Ausbaggern vor, das offenbar finanzierbar ist.
Wie es dazu kam? So:
Der Ortsbeirat hielt die Summe von 150.000 Euro für nicht nachvollziehbar. Daher hatte die Vorsitzende der AG Umwelt im Ortsbeirat, Claudia Wagner, einige Recherchen und Anrufe bei potenziellen Firmen, die Ausbaggern könnten unternommen und eine offenbar geeignete und möglicherweise günstigere Firma ausfindig machen können. Darüber wurde schon bei der Ortsbeiratssitzung auf der Rettbergsaue Anfang Juli berichtet. Der Ortsbeirat hatte dann den Kontakt zu mattiaqua (der für die Rettbergsaue zuständigen städtischen Gesellschaft) hergestellt. Ortstermin und und ein deutlich günstigeres Angebot folgten.
9. August 2024:
Der Oberbürgermeister antwortet auf den Berichtsantrag der Rathausfraktionen CDU und FDP bzgl. des Ausbaggerns (öffentlich einsehbar über das Informationssystem der Stadt – PiWI) wie folgt:
28. August 2024:
In der Sitzung des Schiersteiner Ortsbeirats kündigt ein Vertreter von Mattiaqua an, dass am 16. September mit dem Ausbaggern begonnen werden soll.