Rettet die Stadt Wiesbaden die Rettbergsaue bzw. ihre Nutzbarkeit als Freizeitgelände? Wenn ja, wann? Inzwischen beschäftigt sich die Stadtpolitik seit zwei Jahren mit dem Thema. Verändert hat sich kaum etwas.

Eine Chronologie der Geschehnisse in der Wiesbadener Stadtpolitik

(Quelle – Politisches Informationssystem der Stadt Wiesbaden https://piwi.wiesbaden.de):

15. September 2021:
Die Rathaus-Fraktionen CDU, FDP, Volt und FW/Pro Auto stellen einen Antrag
mit dem Titel „Reif für die Insel – Rettbergsaue in Rheinuferkonzept miteinbeziehen und aufwerten“. Demnach sollte der Magistrat berichten, ob die Option weiterverfolgt wird, das Freizeitgelände Rettbergsaue dem Grünflächenamt zu übergeben. Außerdem beantragten die Fraktionen, die öffentlich zugänglichen Bereiche der Rettbergsaue im Einklang mit dem bestehenden Naturschutzgebiet als naturnahes Freizeitgelände für Familien in das  Rheinuferkonzept einzubeziehen und eine Aufwertung anzustreben.

4. November 2021:

Das von Oberbürgermeister Mende geführte Dezernat für Stadtentwicklung und Bau antwortet:

„Die […] Option, das Freizeitgelände Rettbergsaue dem Grünflachenamt zu übergeben, wird von Seiten mattiaquas als strategische Überlegung weiterhin positiv bewertet. Eine Entscheidung des Magistrats über eine konkrete Umsetzung steht allerdings noch aus. Die Rettbergsaue ist bereits Bestandteil des Rhein.Main.Ufer-Konzepts, das derzeit in Bearbeitung ist. Im Konzept werden Maßnahmen zur Aufwertung entwickelt. Da etwa 90 % der Rettbergsaue unter Naturschutz gestellt sind, muss hierauf gebührend Rücksicht genommen werden.“

9. November 2022:

Die Fraktion Zukunft Schierstein im Ortsbeirat Schierstein stellt einen Antrag mit dem Titel „Aufwertung der Rettbergsaue als Ausflugsziel“. Der Antragstext bezieht sich auf den nun über ein Jahr alten Antrag der Rathausfraktionen zur Rettbergsaue und bittet um Informationen, ob der Magistrat inzwischen über die Option entschieden hat, das Freizeitgelände Rettbergsaue dem Grünflachenamt zu übergeben, bzw. wann mit einer solchen Entscheidung zu rechnen ist. Außerdem will Zukunft Schierstein wissen, welche konkreten Maßnahmen zur Aufwertung der Rettbergsaue als Bestandteil des Rhein.Main.Ufer-Konzepts entwickelt werden und ob erste Maßnahmen – auch zur Existenzsicherung des Inselcafés und der Personenschifffahrt „Tamara“ bereits in der
kommenden Sommersaison 2023 umgesetzt werden können.

16. Februar 2023:

Oberbürgermeister Mende antwortet:

„Der Eigenbetrieb mattiaqua und das Grünflachenamt sind derzeit in Verhandlung über eine mögliche Übertragung der beiden Freizeitgelände. Eine Entscheidung steht noch aus. Sobald ein Ergebnis vorliegt, werde ich Sie umgehend informieren.
Auf der Rettbergsaue gilt es in besonderem Maße, die Belange des Naturschutzes mit denen der Freizeitnutzungen, in einer für Wiesbaden einmaligen Lage, in Einklang zu bringen. Mehr als 90 % der Rettbergsaue stehen unter Naturschutz, die Festlegungen zu den europaweiten „Natura 2000“ Schutzgebieten stehen hohe Anforderungen an die Entwicklung und den Erhalt der Gebiete. Aus diesen Gründen ist im Rhein.Main.Ufer-Konzept neben der Verbesserung der bestehenden Freizeitanlagen keine Erweiterung vorgesehen, Gleiches gilt für Ausbaggerungen auf oder an der Rettbergsaue.”

Als Maßnahmen auf der Rettbergsaue, die im Rhein.Main.Ufer-Konzeot aufgeführt sind, nennt er:

  • die Verbesserung bzw. Wiedernutzbarmachung der auf der Nordseite gelegenen Wegeverbindung zwischen den beiden Freizeitbereichen.
  • die Einrichtung einer geeigneten Radabstellanlage im Bereich des neuen Anschlusses des Radwegs auf der lnsel.
  • die auf der Nordseite der Inset vorhandenen Anlegestellen (u.a. fur die Personenfahre „Tamara“) sollen auch weiterhin Bestand haben.

12. Juli 2023:

Die AG Umwelt, Klima und Sauberkeit im Schiersteiner Ortsbeirat stellt einen Antrag mit dem Titel „Erhalt des Rheinseitenarms am Inselcafé auf der Rettbergsaue“. Der Antrag beschreibt, dass bei einem Runden Tisch zum Thema „Erhalt der Freizeiteinrichtungen auf der Rettbergsaue“ am 2. Mai 2023 (mit mattiaqua) ein Vertreter des RP Darmstadt erklärte, dass aus naturschutzrechtlicher Sicht keine Einwände gegen ein fachgerechtes Ausbaggern des Seitenarms bestünden und dies sogar zur Sauerstoffversorgung des Gewässers wünschenswert sei. Der Vertreter des RP Darmstadt stellte sogar eine dauerhafte Genehmigung in Aussicht. Die Maßnahmen (Ausbaggern) müssten aus Vogelschutzgründen zwischen der Brut-/Aufzuchtzeit und dem Vogelzug im Herbst erfolgen, vorzugsweise im September. Auch die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung als zuständige Behörde für die Wasserflächen des Rheins hatten diesbezüglich keine Bedenken, wollten allerdings auch weder die Durchführung der Maßnahmen noch die Kosten übernehmen.
Da aus Sicht des Ortsbeirats – und darüber hinaus sämtlicher Nutzer der Insel – der Erhalt des wasserführenden Seitenarms ein wesentliches Element für die Erhaltung und Nutzung der Freizeitflächen ist, wurde der Magistrat mit dem Antrag gebeten, zeitnah Kontakt mit der Naturschutzbehörde beim RP Darmstadt aufzunehmen und eine Genehmigung für regelmäßige Maßnahmen zur Verhinderung der Verlandung des Seitenarms einzuholen. Das Wasser- und Schifffahrtsamt sowie Hessenforst sollten beteiligt werden. Parallel hierzu sollte eine möglichst kostengünstige und schonende Methode gesucht werden, gerne unter Einbindung des Ortsbeirats, die Maßnahme noch im September 2023 umzusetzen.

Dem Ortsbeirat Schierstein liegt bis heute (aktualisierter Stand: 1. März 2024) hierauf keine Antwort des Magistrats vor.

14. September 2023:

Die Rathausfraktionen CDU, FDP und BLW/ULW/BIG stellen einen Antrag mit dem Titel „Rettet das Inselparadies Rettbergsaue!“. In diesem Antrag wurde der Magistrat gebeten, unter Beteiligung von Nutzern der Rettbergsaue (Verein, Betreiber Inselcafé, Fährbetreiber und den Ortsbeiräten Schierstein und Biebrich) ein Konzept für die Rettbergsaue zu erstellen und dem Ausschuss [Ehrenamt, Bürgerbeteiligung und Sport] zeitnah vorzustellen, welches wieder dem Namen „Inselparadies“ näherkommt. Außerdem soll der Magistrat berichten, wie der aktuelle Planungsstand (September 2023) ist und wie einzelne Sachverhalte zeitnah erledigt werden können (unter anderem Ausbaggern des Durchlaufs, Baumschnitt- und Baumpflegearbeiten, Modernisierung der sanitären Anlagen des Inselcafés, neue Spielgeräte).