Die Renaturierung des Lindenbaches stand bereits im März 2019 im Ortsbeirat Schierstein auf der Tagesordnung. Katja Folland vom Umweltamt Wiesbaden referierte mögliche Maßnahmen und zeigte erste Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie. Die AG Hafen des Ortsbeirats sagte in dieser Sitzung zu, Ideen zum Thema zu entwickeln. Ob das geschehen ist, ist zumindest nicht öffentlich bekannt. Das Thema scheint vielmehr seit zwei Jahren brach zu liegen. Doch das sollte sich ändern, denn die Renaturierung könnte durchaus mehrere positive Effekte auf den Lindenbach und seine Umgebung haben. Je nach Planung könnte eventuell auch das Thema Hochwasser entschärft werden.

Grundsätzlich ist das Ziel der Renaturierung, den Lindenbach in einen besseren Zustand zu versetzen, wie ihn die europäische Wasserrahmenrichtlinie vorsieht. Die Renaturierung des Lindenbaches könnte vor allem auch die Biodiversität stärken: Fischbestände und andere Wassertiere könnten sich erholen bzw. ansiedeln. Auch das Mikroklima in unmittelbarer Nähe eines natürlichen Bachlaufes ist um ein Vielfaches günstiger. Die Wohn-, und Lebensqualität nehmen dadurch zu.

Oberhalb von Frauenstein wurden bei den Zuflüssen des Lindenbachs schon einige Maßnahmen getroffen, doch in Schierstein ist das Bild des Lindenbaches noch ein ganz anderes: Spätestens ab dem Grunselsbörnchen und gut sichtbar ab der Bahnlinie fließt er mit hoher Geschwindigkeit in einer „Abflussrinne“ auf den Hafen zu. Mehrere Abstürze (Stufen) verstärken diesen Effekt. Fische haben hier keine Chance. Die letzte „Betonierung“ der Bachsohle erfolgte entlang des Geländes der ehemaligen Söhnlein Sektkellerei vor ein paar Jahren. Es entstand ein Fließgewässer, das keinerlei Lebensraum für Fische, Amphibien, bachbegleitende Insekten, Schmetterlinge und andere Tiere bietet.

Sicherlich ist es nicht einfach in einem dicht bewohnten Stadtteil einem Bach seine „natürliche“ Form zurückzugeben und auch die Hochwassergefahr nicht aus dem Auge zu verlieren. Aber unmöglich ist es nicht. Dies zeigt die Renaturierung des Klingenbaches in Breckenheim, die im August des letzten Jahres abgeschlossen wurde. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Nach anfänglicher Skepsis fand die Maßnahme eine breite Unterstützung und ist ein zusätzlicher Gewinn an Lebensqualität für die Breckenheimer. Übrigens wurden 85 % der Kosten vom Land Hessen übernommen. Auch für den Lindenbach könnte die Stadt Wiesbaden auf Fördermittel zurückgreifen.

Wir möchten, dass der Lindenbach wieder eine Lebensader wird.

Die Machbarkeitsstudie sollte zu einem Abschluss gebracht und die daraus resultierenden Maßnahmen vor Ort und vor allem mit den direkt betroffenen Lindenbach-Anliegern besprochen und geplant werden.

Nicht ganz einfach wird eine Lösung für den Verlauf des Baches unter der Christian-Bücher-Straße und der Loos-Anlage sein. In unserer Nachbargemeinde Walluf, wo ganz ähnliche Gegebenheiten anzutreffen sind, kann man sehen, wie eine Lösung für den Wallufbach, die Straße und die Grünanlage gefunden und sehr attraktiv gestaltet wurde.

Dass all diese Maßnahmen nicht von heute auf morgen geschehen, versteht sich von selbst, aber sie sollten in Angriff genommen werden.

Claudia Wagner