Anfang März hat Andreas Kowol, Dezernent für Umwelt, Grünflächen und Verkehr, sowohl im Schiersteiner Ortsbeirat als auch in einer Online-Sitzung über die Pläne für das Osthafen-Umfeld und einen Park & Ride-Parkplatz unter der Schiersteiner Brücke informiert.

Am Osthafen sei eine sehr dichte Bebauung geplant, sagte Kowol. „Man muss nicht alles machen, was baulich geht, aber die Verdichtung, die jetzt nicht auszuschließen ist, muss ausgeglichen werden an vielen anderen Stellen.“

Doch keine Freizeitnutzung für CEMEX-Gelände

Genaue Pläne dazu, wie das im direkten Umfeld des Osthafens geschehen könnte, stellte Kowol noch nicht vor. Er schränkte allerdings ein, dass eine Renaturierung des ehemaligen CEMEX-Betonmisch-Geländes neben dem Raiffeisen-Gebäude ausgeschlossen sei. Dieses Gelände war in der Diskussion um die Osthafenbebauung häufig als „grüne Ausgleichsfläche“ genannt worden. Aber daraus wird wohl nichts: „Wir mussten feststellen, dass sich die Verträge mit dem Wasser- und Schifffahrtsamt nicht nur auf das jetzige Betriebsgelände auf der Bismarksaue beschränken“, sagte Kowol. Dem Amt stehe auch die Nutzung des Geländes auf der Westseite des Raiffeisengebäudes (ehemals CEMEX) zu. Was genau das Wasser- und Schifffahrtsamt hier plane, konnte Kowol nicht sagen. Er habe auch davon gehört, dass Schiffsanleger eine Option seien.

Derzeit wird das ehemalige CEMEX-Gelände noch als Lagerfläche für den Neubau der Schiersteiner Brücke genutzt. Doch mit der Fertigstellung der Brücke ist auch eine Umnutzung – dann wohl durch das Wasser- und Schifffahrtsamt – möglich.

Bild: Auf dem ehemaligen CEMEX-Gelände lagert aktuell Material für den Neubau der Schiersteiner Brücke. Eine Renaturierung des Geländes wird es voraussichtlich auch nach Abschluss der Brückenbauarbeiten nicht geben. 

Ideen für Grundstücksstreifen zwischen Silo und Autobahn gefragt

Doch ein anderes Grundstück stehe noch zur Verfügung: Kowol forderte die Schiersteiner*innen ausdrücklich auf, Ideen für den Streifen zwischen dem Raiffeisen-Silo und der Autobahnbrücke zu entwickeln. Hier könnten sich Ortsbeirat und Bürger*innen mit Gestaltungsideen einbringen.

Bild: Über die Nutzung des Streifens zwischen Silo und Autobahn sollen sich die Schiersteiner*innen Gedanken machen. 

Bis zu 450 Stellplätze unter der Brücke

Eigene detaillierte Ideen hat das Dezernat von Stadtrat Kowol zu einem Park & Ride-Parkplatz unter der Schiersteiner Brücke vorgelegt. Hier will das Verkehrsdezernat unter der gesamten Länge der Brücke 400 bis 450 Stellplätze schaffen. Noch könne der Schiersteiner Ortsbeirat Ideen dazu einbringen und über das Bewirtschaftungskonzept mitentscheiden, aber spätestens in diesem Sommer sollen die Pläne für den Parkplatz stehen, damit sie gleich mit dem Rückbau der Baustelle unter der Brücke umgesetzt werden können.

Zufahrt über den Hafenweg?

Irritationen gab es in der Online-Konferenz über die geplante Zufahrt zu diesem Großparkplatz. In der Ortsbeiratssitzung am 5. März hatte Kowol hierfür noch die Rheingaustraße direkt unter der Brücke genannt. In der Online-Sitzung am 7. März sprach er dann davon, dass die Zufahrt über den Hafenweg westlich der Brücke erfolgen solle. Die Skizze, die Kowol in der Ortsbeiratssitzung und zwei Tage später auch in der Online-Sitzung zeigte, lässt beide Varianten zu (siehe gelbe Markierungen): Einmal die direkte Zufahrt über die Rheingaustraße und die Zufahrt über den Hafenweg in einen Kreisel und von dort wahlweise auf den nördlichen oder südlichen Teil des Parkplatzes.

Bildquelle: Stadt Wiesbaden – Beschriftung “Rheingaustraße”, “Hafenweg” und “Rad- und Fußweg” ergänzt durch “Zukunft Schierstein”.

Sollte die Zu- und Abfahrt über den Hafenweg erfolgen, dürfte hier mit einem erheblichen zusätzlichen Verkehrsaufkommen zu rechnen sein, das gerade an Wochenenden (jetzt schon) zu gefährlichen Situationen zwischen Autofahrern, Fußgängern und Radfahrern führt.

Ähnlich schwierig oder sogar gefährlich dürfte sich die Situation am Hafenweg gestalten, wenn dort – wie von Ortsvorsteher Urban Egert in der Ortsbeiratssitzung ins Gespräch gebracht – noch zusätzliche Stellflächen geschaffen werden bzw. beibehalten bleiben, die dann weiterhin Park- und Parksuchverkehr an die Hafenpromenade ziehen.

Bild: Der Hafenweg wird jetzt schon als Parkfläche genutzt. Das führt gerade an Wochenenden zu Konflikten mit Fußgängern und Radfahrern.

Parkplatz für Flohmärkte und Festivals nutzbar

Die Großraum-Park & Ride-Anlage soll nach den Vorstellungen des Dezernats zweigeteilt werden, sodass ein Teil des Parkplatzes auch für Flohmärkte oder Festivals genutzt werden könne. Die Trennung der Parkanlage ist dort vorgesehen, wo ein Streifen für Radfahrer und Fußgänger ihn durchquert.

Pendler aus Rheinland-Pfalz abfangen

Der Parkplatz unter der Brücke soll vor allem auch Pendler aus Rheinland-Pfalz aus der Stadt heraushalten. Über die Autobahnabfahrt Äppelallee und nach drei Ampelanlagen könnten diese die Park & Ride-Anlage anfahren.

Um ausreichend attraktiv für Pendler zu sein, könnte eine Schnellbuslinie von der Park & Ride-Anlage direkt in die Wiesbadener Innenstadt eingerichtet werden.

Bilder: Nach der Autobahnabfahrt Äppelalle müssen Pendler aus Rheinland-Pfalz drei Ampelanlagen passieren, um die geplante Park & Ride-Anlage zu erreichen.

Parkplätze für neue Bürostadt am Osthafen

Ob für Pendler überhaupt noch ausreichend Parkplätze zur Verfügung stehen, wenn erst einmal alle Bürobauten am Schiersteiner Osthafen fertiggestellt sind, wurde in beiden Sitzungen nicht thematisiert. Eine Bruttogeschossfläche von 16.000 qm kann nach den Plänen des Stadtplanungsamtes am Schiersteiner Osthafen für Büros und Gewerbe entstehen. Hierfür müssen ca. 300 bis 400 Stellplätze eingeplant werden, wobei vermutlich mit doppelt so vielen Arbeitsplätzen zu rechnen ist. Einen Großteil der Plätze unter der Brücke dürften dann an Werktagen die neuen Mitarbeiter*innen in der Bürostadt am Osthafen belegen – vor allem dann, wenn die Parkplätze unter der Brücke im Gegensatz zu den Tiefgaragenplätzen kostenfrei wären.

Bewohnerparken im Ortskern

Ausdrücklich angesprochen wurde hingegen, dass der Großparkplatz den Ortskern vor allen Dingen am Wochenende entlasten und für externe Hafenbesucher zur Verfügung stehen soll. Damit diese den Parkplatz annehmen, der gut zehn Gehminuten vom Weinstand auf dem Hans-Römer-Platz und 20 Minuten Gehweg vom Westhafen entfernt ist, schlug Kowol vor, im Ortskern Bewohnerparken einzurichten: „Wir wollen diejenigen, die von außen im Ortskern parken möchten, gar nicht mehr dort zulassen. Das ist aber eine Entscheidung des Ortsbeirats.“

Bislang hat der Schiersteiner Ortsbeirat eine Bewohnerparkregelung für den Ortskern immer abgelehnt. Zuletzt war dieses Thema bei einer Bürgerversammlung im Oktober 2018 ausführlich mit rund 100 Bürger*innen diskutiert worden.

Die damaligen Ausführungen der Verwaltung zum Thema hatten nahegelegt, dass für die Einführung des Bewohnerparkens die jetzigen Parkgelegenheiten umstrukturiert werden müssten. Das könnte dazu führen, dass im Ortskern am Ende weniger Parkraum für die Anwohner zur Verfügung steht: So müssten weiterhin Parkplätze für Besucher eingerichtet werden, die dann zwei Stunden mit Parkscheibe dort stehen könnten. Gleichzeitig könne so manche Parkmöglichkeit wegfallen, da im Anwohnerparkgebiet die Parkplätze eingezeichnet sein müssten.

Kowol relativierte nun diese Vorgaben: „Der halblegale Zustand, den wir jetzt haben, könnte weiter aufrechterhalten werden. Wir müssten gerade im Ortskern nicht jeden Platz markieren.“