Die schlechte Qualität des Wassers im Schiersteiner Hafen und die Diskussion um Maßnahmen, dem entgegen zu wirken, beschäftigen die Menschen in Schierstein und den Ortsbeirat seit sehr langer Zeit. Wurde vor Jahrzehnten noch regelmäßig und umfangreich ausgebaggert, ist dies heute eine weitestgehend private Angelegenheit einiger Betreiber der Bootsanleger und der am Hafen ansässigen Clubs und Vereine.
In der warmen Jahreszeit kann jeder unschwer an der Algenbildung und dem Geruch des Wassers erkennen, dass etwas nicht in Ordnung ist. Das gilt gerade auch im Osthafen, wo kaum Wasseraustausch stattfindet. Immer häufigeres Niedrigwasser trägt außerdem seinen Teil dazu bei. Um diese Situation zu verbessern hat sich der Ortsbeirat Schierstein bereits mehrfach an die Stadt Wiesbaden gewandt – allerdings ohne Erfolg. Darum hat das Gremium nun selbst und auf eigene Kosten eine Firma beauftragt, Wasser- und Schlammproben aus dem Hafenbecken zu entnehmen. Diese Proben sollen als Grundlage dienen, um eine mögliche alternative Methode anzuwenden, mit der die Wasserqualität im Hafen verbessert werden könnte: Mittels Bakterien und Enzymen, unterstützt durch den Einsatz von solarbetriebener Nanobubble-Technik, die dem Wasser Sauerstoff zusetzt, könnten Schlämme am Boden abgebaut oder neutralisiert und Schadstoffe im Wasser reduziert werden.

Auf die Arbeit der Firma BluePlanet, die diese Methode bereits an anderen Orten erfolgreich anwendet, ist der Ortsbeirat durch eine Anfrage im Umweltausschuss der Stadt Wiesbaden aufmerksam geworden.
BluePlanet beschreibt die Methode auf der Firmen-Homepage wie folgt:
„Die Produkte von BluePlanet™ stellen die natürlichen Gleichgewichte wieder her, bringen Phosphate über die Bakterien in die natürlichen Kreisläufe zurück und bauen Schlamm und Fäulnis auf dem Gewässergrund ab. Ein teures Ausbaggern und die Entsorgung des organischen Schlamms als Sondermüll werden damit überflüssig.“
Ein Beispiel, dass die Methode funktionieren kann, liegt mit Rüsselsheim ganz in der Nähe. Dort werden die sogenannten Horlachgräben mit der Methode von Blue Planet bearbeitet, bestätigte der Leiter der Abteilung Stadtentwässerung und Wasserbau im Magistrat der Stadt Rüsselheim dem Ortsbeirat Schierstein und kündigte eine Ausweitung der Maßnahmen an.
Ob die Methode auch im Schiersteiner Hafen erfolgversprechend ist, werden die Ergebnisse der Beprobung zeigen, die BluePlanet am 22. Oktober 2025 in Schierstein durchgeführt hat. Der Ortsbeirat hatte sich für die Finanzierung der Beprobung aus eigenen Mitteln entschieden, um überhaupt einen Schritt weiterzukommen in Richtung verbesserter Qualität des Hafenwassers. Wenn es klappt, könnte davon auch die Stadt profitieren, die den Schiersteiner Hafen immer wieder gerne als (touristisches) Aushängeschild herausstellt. Der Ortsbeirat setzt daher darauf, mit der Stadt doch nochmals konstruktiv und zielgerichtet über eine Sanierung des Hafens ins Gespräch zu kommen.
Claudia Wagner