Bereits seit 1828 ist ein Gräberfeld der Merowingerzeit bekannt, das oberhalb des Schiersteiner Bahnhofs entdeckt wurde. Nun sickerte durch, dass bereits seit dem Jahr 2014 ein weiterer Fund aus dieser Zeit mit noch viel größerer Bedeutung unter den derzeit bebauten Teilen des Hafenschulgeländes vermutet wird.

Die Funde des Gräberfeldes oberhalb der Bahnschranken sind zum Teil im Heimatmuseum Schierstein zu sehen. Man könnte es fast als „Ironie des Schicksals“ bezeichnen, dass nur wenige Meter weiter, unter dem 50er-Jahre-Bau und dem Toilettentrakt der Hafenschule ein weiteres noch viel aufsehenerregenderes Grab der Merowinger liegt. 

Hier soll kein geringerer liegen als der Merowinger-Fürst Sherterich – der bisher unbekannte jüngere Halbbruder von Childerich I., dessen Grabstätte bereits im Jahr 1653 im belgischen Tournai entdeckt worden war. Genau wie bei Childerich I. erwarten Archäologen auch im Grab des Sherterich zahlreiche wertvolle Grabbeigaben wie hunderte Goldmünzen, Schwerter, Lanzen, Wurfäxte, goldene Anhänger, Armreife und Schnallen, einen Siegelring aus massivem Gold sowie den Brustpanzer des Sherterich. Insgesamt könnte dieser Fund nicht nur historisch wertvoll sein, sondern dem Ortsteil Schierstein auch eine Finanzspritze von mehreren Millionen Euro bescheren. Dies ist auch der Grund, warum seit Jahren unter Hochdruck daran gearbeitet wird, die ortsansässige Grundschule vom Grundstück zu verlagern. „Um den Schatz zu heben, müssen der 50er-Jahre-Bau und der Toilettentrakt der Schule abgerissen werden. Eine Untertunnelung würde angesichts der Beschaffenheit des Bodens für massive Instabilität sorgen. Dieses Risiko können wir nicht eingehen“, berichtet ein Bauexperte. Die Ausgrabungsstätte wird auf Jahre hinweg offen liegen müssen, um alle Funde zu sichern und gewissenhaft zu katalogisieren. „Eine zu lange Zeitspanne, um darauf zu warten, dass hier die Schule neu gebaut werden kann“, heißt es aus Insiderkreisen des Schulamtes. Verständlich, dass die Ämter darum seit Jahren alles daran setzen, die Schule zu verlegen und den Neubau an Ort und Stelle unter allen Umständen ausschließen. 

Die Fundstelle des Grabs ist wenigen Insidern der Stadt Wiesbaden bereits seit 2014 im Rahmen der ersten Machbarkeitsstudie zum Neubau der Hafenschule bekannt geworden. Um keine Grabräuber anzuziehen, wurde diese Information aber über Jahre hinweg vor der Öffentlichkeit geheim gehalten und stattdessen nach Wegen gesucht, die Grundschule zu verlegen, durch die bisher Ausgrabungen unmöglich sind.

Inzwischen ist die Information aber international durchgesickert, sodass Stadt und Land aktuell überlegen, einen Security-Dienst zur Sicherung des Grundstücks abzustellen. Vor allem Bohrungen über die Kanalisation unter dem Toilettenhäuschen wären ein Einfallstor für Grabräuber. Bereits vor einigen Jahren hatten Kriminelle versucht, sich über diesen Weg Zugang zum Grab zu verschaffen. In der Folge hatte die Schule am Einschulungstag im Sommer 2018 mit einem Wasserrohrbruch zu kämpfen, dessen Grund bislang unklar war. Für professionelle archäologische Ausgrabungen ist dieser Weg jedoch ungeeignet, da er einen Großteil der Funde durch unkontrollierten Wassereinbruch in das Erdreich zerstören könnte.