Kleine Schleife bevor wir zum Thema kommen:
Die Ergebnisse der Europawahl sind ernüchternd und vermutlich nicht zuletzt auch Zeichen einer tiefsitzenden Unzufriedenheit mit der gegenwärtigen Politik, die sich auch bei den überzeugtesten Demokrat:innen und Europäer:innen breit macht (Ja, hier wird jetzt mal ganz bewusst gegendert, denn das ist nicht unser größtes Problem in diesem Land). Ein echtes Problem – von mehreren – ist aber das ständige Gefühl, nichts bewirken zu können, nicht ernst, ja nicht einmal wahrgenommen zu werden. Und das gilt sogar für ehrenamtlich tätige, demokratisch gewählte Ortspolitiker:innen, die sich eigentlich selbst voll Zuversicht und Tatendrang engagieren sollen. Nur was, wenn dieses (unentgeltliche) Engagement ein Kampf gegen Windmühlen ist?
Ein Beispiel von vielen: Der (Spiel)Platz in der Schiersteiner Söhnleinanlage – “Spiel” in Klammern, da es hier schon seit Monaten nicht mehr wirklich viel zu spielen gibt. Im Frühjahr 2023 wurde auch noch das Kombispielgerät mit diversen Klettermöglichkeiten abgebaut. Auf einen Antrag aus dem Schiersteiner Ortsbereit vom 8. März 2023 antwortete die zuständige Dezernentin Hinninger mit Schreiben vom 23. Mai 2023, dass für Ersatz gesorgt werde, die Lieferzeiten aber bis zu 20 Wochen dauern würden. Der Ortsbeirat rechnete daher spätestens im Herbst 2023 mit einem neuen Spielgerät, das allerdings bis heute nicht vorhanden ist.
Im März 2024 hakte der Schiersteiner Ortsbeirat per Brief an die Dezernentin nach – bis heute (drei Monate später) ohne jede Rückmeldung.

Gleichzeitig lässt sich die Stadt für zwei Hollywoodschaukeln auf dem Dern‘schen Gelände feiern, die Dezernentin Christiane Hinninger am Donnerstag, 2. Mai 2024, “der Öffentlichkeit übergeben hat”. Ja, das eine hat mit dem anderen sicher nichts zu tun. Es ist vielleicht sogar “populistisch”, das Bild der schaukelnden Dezernentin im Zusammenhang mit dem Schiersteiner Spielplatzproblem zu “posten”. Aber was haben wir in den vergangenen Monaten gelernt? Argumente bringen wenig, Populismus ebnet den Weg. Das bringt die Stadtpolitik den ehrenamtlich tätigen Ortspolitikern schon immer wieder bei, wenn Anträge zum Teil auf Jahre unbeantwortet bleiben. Sowas hinterlässt mal mindestens ein schales Gefühl, wenn man in Schierstein darauf wartet, dass den hiesigen Kindern ein Spielplatz übergeben wird, der seinen Namen auch verdient. Und wie gesagt: Das ist nur ein Beispiel von vielen.
Und jetzt schließt sich der Kreis: Demokratie stärken? Ja bitte! Aber das geht nur, wenn die demokratisch gewählten Ehrenamtlichen, die übrigens direkte Ansprechpartner der Menschen vor Ort sind, zumindest Antworten erhalten und keinen dauerhaft frustrierenden Kampf gegen Windmühlen führen müssen.
Bedauern muss das niemand, aber vielleicht endlich verstehen, dass durch diese Haltung der “Stadtregierung” gegenüber den Ehrenamtlichen in den Ortsteilen der rechte Rand und die Erzählung von “die da oben” gestärkt werden.
Christina Kahlen-Pappas