Stadt will keine Bürgerbeteiligung zum Masterplan Schierstein durchführen

Mit einem Sachstandsbericht vom Juni 2021 beendet Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende den bereits im November 2018 angestoßenen Prozess zur ersten Bürgerbeteiligung in Wiesbaden, die auf einem Initiativantrag von Bürger*innen beruhte: Die Beteiligung zu einem „Masterplan lebenswertes Schierstein“ sei nicht realisierbar.

Fast drei Jahre hat es gedauert bis die Stadtverwaltung in einem von Oberbürgermeister Mende unterzeichneten Schreiben dem Masterplan lebenswertes Schierstein eine Absage erteilt. Und das nachdem zunächst alles dafür sprach, dass die Bürgerbeteiligung durchgeführt wird. Denn die Stadtverordnetenversammlung hatte dem Initiativantrag von Schiersteiner Bürger*innen am 23. Mai 2019 zugestimmt und in den Haushalt 2020/2021 für diese Bürgerbeteiligung pro Haushaltsjahr 50.000 Euro eingestellt.

Quelle: dein.wiesbaden.de. Im März und im Mai 2019 stimmten der Ausschuss für Bürgerbeteiligung, der Schiersteiner Ortsbeirat und schließlich die Stadtverordnetenversammlung einstimmig dafür, eine Bürgerbeteiligung zum Projekt "Masterplan lebenswertes Schierstein" durchzuführen.

Der Masterplan sollte ganzheitlich betrachten, wie sich die diversen Großprojekte in Schierstein – darunter die Schulneubauten und die Bebauung des Osthafens – in Summe auf die Lebensqualität und vor allem auch auf die Themen Umwelt, Klima, Parken und Verkehr in Schierstein auswirken. Dazu sollten die Auswirkungen der zusätzlichen Bebauung (Osthafen, Schulen) geprüft werden und übergreifende Lösungen dazu in die Planungen einfließen.

Die Probleme, die der Initiativantrag beleuchtet, seien „der Stadtverwaltung bekannt und nachvollziehbar“ schreibt der Oberbürgermeister in seinem Sachstandsbericht, der auf den 24. Juni 2021 datiert ist. Aber:

„Einen Masterplan Schierstein zu erstellen, der ausschließlich die Probleme eines Stadtteils beleuchtet und zu lösen versucht, die genauso in anderen Ortsteilen […] bestehen, steht der üblichen Verfahrensweise der Stadtverwaltung entgegen. Wesentliche Planungsprozesse, wie Verkehr und Bebauung, können nicht ausschließlich in einem Ortsteil betrachtet werden […]. Eine Umsetzung des Stadtverordnetenbeschlusses zum Initiativantrag ist seitens der Stadtverwaltung aus den aufgeführten Gründen nicht realisierbar.“

Warum hat es fast drei Jahre gedauert, bis die Stadtverwaltung zu dieser Erkenntnis kam? Immerhin gab es im Jahr 2019 eine Empfehlung der Stabsstelle für Bürgerbeteiligung (die direkt beim Oberbürgermeister angesiedelt ist), diese Bürgerbeteiligung zum Masterplan Schierstein durchzuführen. In der Folge hatten der städtische Ausschuss für Bürgerbeteiligung, der Ortsbeirat Schierstein und dann auch die Stadtverordnetenversammmlung beschlossen, dass die Bürgerbeteiligung durchgeführt werden soll und dafür insgesamt 100.000 Euro bereitgestellt.

Auch auf Nachfragen von Zukunft Schierstein wurde bisher nie erklärt, die Bürgerbeteiligung sei "nicht realisierbar". Noch am 19. November 2020 hatte Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende auf eine Anfrage der Initiative geantwortet:

Quelle: Schreiben des Oberbürgermeisters an Zukunft Schierstein vom 19. November 2020.

Einige Monate später stellten wir diese Nachfrage über das Beteiligungsportal dein.wiesbaden.de und erhielten diese Antwort:

Dass nun gar nichts mehr aus dem "Masterplan lebenswertes Schierstein" werden soll, hat die Initiative Zukunft Schierstein allerdings nicht aus dem Ortsbeirat erfahren, dem vier Vertreter der Initiative seit April 2021 angehören, sondern eher zufällig, weil Zukunft Schierstein mit einer Vertreterin an der öffentlichen Ausschusssitzung am 16. September 2021 teilgenommen hat, in der der Sachstandsbericht des Oberbürgermeisters  vom 24. Juni 2021 beraten wurde. Öffentlich einsehbar ist der Bericht erst seit dem 17. September 2021.

Zuvor hatte es keinerlei Gespräche mit den Initiatoren des Bürgerbeteiligungsantrags gegeben oder Hinweise darauf, dass der Antrag "nicht realisierbar" sein könnte.

Enttäuschend ist diese „späte Wendung“ vor allem auch deswegen, weil der Ortsbeirat Schierstein sich zum Thema Verkehr in einem einstimmig beschlossenen Antrag vom 16. Juni 2021 und einem gemeinsamen Antrag vom 8. September 2021 ausdrücklich auf die Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung bezieht:

Auszug aus dem einstimmig vom Schiersteiner Ortsbeirat beschlossenen Antrag vom 16. Juni 2021:

Der Magistrat der Landeshauptstadt Wiesbaden wird gebeten,als erstes Teilprojekt der bereits im Mai 2019 beschlossenen und im Haushalt 2020/2021 mit Mitteln ausgestatteten Bürgerbeteiligung „Masterplan lebenswertes Schierstein“ eine Bürgerbeteiligung zu den drängenden verkehrlichen Fragen (Park- und Parksuchverkehr,Rückstaus im Berufsverkehr, Gefahrenstellen etc.) über die Plattform dein.wiesbaden.de zu initiieren. Die Bürger*innen sollen eingeladen werden, aus ihrer Sicht verkehrlich neuralgische Punkte zu markieren und Ideen zur Verbesserung der Situation einzubringen.

Auszug aus dem gemeinsamen Antrag aller Fraktionen im Schiersteiner Ortsbeirat vom 8. September 2021:

Alle angesprochenen Maßnahmen (dauerhafte Einrichtung der jetzigen versuchsweisen Fußgängerzone, Erweiterung des Verkehrsversuchs Fußgängerzone, Prüfung von Maßnahmen zur Verringerung des Verkehrs durch Externe/Bewohnerparken) sollen unter Einbindung der Schiersteiner Bürgerinnen und Bürger entwickelt werden und nach Möglichkeit in das bereits am 16. Juni 2021 mit einstimmigem Ortsbeiratsbeschluss beantragte erste Teilprojekt „Verkehr“ der Bürgerbeteiligung „Masterplan lebenswertes Schierstein“ mit einfließen.

Im Ausschuss für Bürgerbeteiligung wurde am 16. September nun zumindest festgehalten, dass die Initiative gemeinsam mit dem Ortsbeirat Teilbereiche eruieren könne, für die eine Bürgerbeteiligung zu den im Initiativantrag angesprochenen Punkten durchführbar sein könnte. Ob diese Bürgerbeteiligung aber dann von der Stadt unterstützt wird, ist ungewiss.

 


SCHIERSTEINER ORTSBEIRATSSITZUNG

Seit über einem Jahr tagt der Ortsbeirat endlich wieder IN SCHIERSTEIN, ausreichend "GÄSTE-PLÄTZE" VERFÜGBAR.

Alle sind herzlich eingeladen zur Ortsbeiratssitzung am
Mittwoch, 8. September 2021,
um 19 Uhr,
im Gemeindesaal der kath. Kirche St. Peter & Paul.

Wir sind damit erstmals seit über einem Jahr wieder in Schierstein UND können nach dem geltenden Hygienekonzept auch wieder mehr Leute in den Saal lassen, wenn die Teilnehmer und Gäste nachweisen, dass sie
  • geimpft,
  • genesen oder
  • negativ getestet sind.
Außer der Registrierung auf Handzetteln, über Luca oder die Corona-Warn-App ist es also notwendig, dass jeder, der in den Saal möchte, einen "3G-Nachweis" vorlegt.

Zur aktuellen Tagesordnung geht es hier:


Bauen in Überschwemmungsgebieten in Schierstein – Osthafen auf den Prüfstand

Baugrube im Überschwemmungsgebiet am Schiersteiner Osthafen

Wer hat eigentlich zu verantworten, dass Wiesbaden zum Teil ganz schön nah am Wasser bzw. mitten in den Überschwemmungsgebieten am Rhein gebaut hat. Unsere Kommunalpolitiker in der Stadtverordnetenversammlung?

„Das kriegen wir nicht mit“, nimmt Nadine Ruf, umweltpolitische Sprecherin der SPD-Rathausfraktion die Stadtverordneten in einem Beitrag im Wiesbadener Kurier vom 31. August 2021 in Schutz. Die Verantwortung für Ausnahmegenehmigungen zum Bauen liege bei den Fachämtern, ist Ruf sich mit der CDU-Fraktionsvorsitzenden Daniela Georgi einig. Und die Grünen-Fraktionsvorsitzende Christiane Hinninger verweist im selben WK-Beitrag – auch in Übereinstimmung mit Ruf – darauf, dass die Kommune ja nicht unbedingt Einflussmöglichkeiten auf diese Ausnahmegenehmigungen habe.

Sind den Stadtverordneten also die Hände gebunden bzw. sind sie überhaupt nicht eingebunden in die Entscheidungen, ob und was in Wiesbadener Überschwemmungsgebieten gebaut wird?

Zumindest bei der zum Teil bereits im Bau befindlichen und noch zusätzlich geplanten Bürobebauung am Schiersteiner Osthafen haben die Fraktionen von Ruf (SPD), Georgi (CDU) und Hinninger (Grüne) sehr wohl den Weg dafür frei gemacht, dass mitten im Überschwemmungsgebiet am Schiersteiner Osthafen gebaut werden darf.

Die Stadtverordneten haben vor einem Jahr im September beschlossen, dass in den Überschwemmungsgebieten in Schierstein gebaut werden darf.

Vor fast genau einem Jahr haben die Stadtverordneten mehrheitlich dafür gestimmt, dass der Schufa-Anbau, zu dem jetzt schon die Baugrube ausgehoben ist, im Überschwemmungsgebiet (bei „extremem Hochwasser“) gebaut werden darf. Die weiteren, noch unbebauten Flächen am Osthafen, auf denen nach dem Beschluss der Stadtverordneten Bürogebäude entstehen sollen, liegen im Bereich des 100jährigen Hochwassers.

Hochwasserüberschwemmungsgebiet und Karte der SEG zur Osthafenbebauung übereinandergelegt. Quelle: Karte der Hochwasserüberschwemmungsgrenzen Schierstein und Darstellung des Baugebiets aus der Begründung zum Bebauungsplan Osthafen.

Bis zum Beschluss der Stadtverordneten im September 2020 hätte in diesen Überschwemmungsgebieten am Schiersteiner Osthafen überhaupt nicht gebaut werden dürfen. Nicht einmal mit Ausnahmegenehmigung der Fachämter. Denn das Gebiet am Osthafen war bis vor einem Jahr als öffentliche Grünfläche ausgewiesen. Erst eine Änderung des Flächennutzungsplans und ein neuer Bebauungsplan haben die Versiegelung dieser Überschwemmungsflächen ermöglicht.

Kurzum: Die Stadtverordneten haben vor einem Jahr im September beschlossen, dass in den Überschwemmungsgebieten in Schierstein gebaut werden darf.

Ein Fehler?! Dann ist jetzt noch Zeit, ihn zu korrigieren und die Vermarktung des Osthafens zu stoppen.

Aber, nachkarten zählt nicht. Lieber jetzt noch ändern, was zu ändern ist. Und auch das möchte Nadine Ruf: „Wir müssen jetzt etwas tun“, wird sie zu den Themen Starkregenereignisse und Klimaextreme zitiert. Sie spricht dabei von „Möglichkeiten für weichenstellende Investitionen zugunsten von besserem Hochwasser- und Überschwemmungsschutz, aber auch Hitze und Trockenheit, die andere Seite der Klimamedaille“.

Der beste Hochwasserschutz ist sicherlich, erst gar nicht im Überschwemmungsgebiet zu bauen - so wie es das Hessische Wasserhaushaltsgesetz (WHG, § 78 Abs. 1) verlangt. Stattdessen ist jedoch am Osthafen geplant – zumindest laut Begründung zum Bebauungsplan – einen Stauraumkanal in einer Größe von 236 m3 zu bauen, um eine Ausnahmegenehmigung zu erhalten. Das alles steht und stand ausdrücklich und für jeden nachlesbar in den Unterlagen zum Bebauungsplan Osthafen, über den die Stadtverordneten entschieden haben. Offenbar waren die bei ihrer Entscheidung sicher, dass dieser Stauraumkanal reicht, um § 78 Abs. 2 WHG zu genügen, der die Ausweisung von neuen Baugebieten in Überschwemmungsgebieten nur zulässt, wenn:

  1. keine anderen Möglichkeiten der Siedlungsentwicklung bestehen oder geschaffen werden können,
  2. das neu auszuweisende Gebiet unmittelbar an ein bestehendes Baugebiet angrenzt,
  3. eine Gefährdung von Leben oder Gesundheit oder erhebliche Sachschäden nicht zu erwarten sind,
  4. der Hochwasserabfluss und die Höhe des Wasserstandes nicht nachteilig beeinflusst werden,
  5. die Hochwasserrückhaltung nicht beeinträchtigt und der Verlust von verloren gehendem Rückhalteraum umfang-, funktions- und zeitgleich ausgeglichen wird,
  6. der bestehende Hochwasserschutz nicht beeinträchtigt wird,
  7. keine nachteiligen Auswirkungen auf Oberlieger und Unterlieger zu erwarten sind,
  8. die Belange der Hochwasservorsorge beachtet sind und
  9. die Bauvorhaben so errichtet werden, dass bei dem Bemessungshochwasser nach § 76 Absatz 2 Satz 1, das der Festsetzung des Überschwemmungsgebietes zugrunde liegt, keine baulichen Schäden zu erwarten sind.

Nach den Ereignissen dieses Sommers steht das Baugebiet am Schiersteiner Osthafen zumindest gefühlt auf wackligen Beinen. Schon Punkt 1 des Anforderungskatalogs (keine anderen Möglichkeiten der Siedlungsentwicklung) erscheint mehr als fragwürdig im Fall des Baus von Büros im Osthafen. Und wer möchte hier die Garantie abgeben, dass „eine Gefährdung von Leben oder Gesundheit oder erhebliche Sachschäden nicht zu erwarten sind“ (Punkt 3)? Eine Frage, mit der sich spätestens die Versicherungsgesellschaft beschäftigen muss, die den neuen Gewerbeanliegern am Schiersteiner Osthafen eine Elementarversicherung anbieten will.

Aber vielleicht sollten sich auch die Stadtverordneten noch einmal mit dieser Frage auseinandersetzen, wenn sie wirklich – wie Nadine Ruf sagt – „jetzt etwas tun“ wollen. Sollte das nicht auch bedeuten, die Entscheidung für die Osthafenbebauung umgehend auf den Prüfstand zu stellen und die weitere Vermarktung als Gewerbeflächen zu stoppen? Wir denken: Ja – und zwar jetzt!

Claudia Wagner und Christina Kahlen-Pappas


Save the dates: RhineCleanUp und abendliches Picknick am 11.9.2021

Am 11. September 2021 ist viel los am Schiersteiner Hafen! Unter anderem findet wieder der RhineCleanUp statt und am Abend schaffen wir am Osthafen den Rahmen für ein "Picknick zur blauen Stunde". Für schöne Plätze, Livemusik und Kerzenschein sorgt Zukunft Schierstein. Mitzubringen: Picknick und gute Laune.

RhineCleanUp am Schiersteiner Osthafen ab 10 Uhr am 11.9.2021

RhineCleanUp am Osthafen 2020: Müll sammeln strengt an, aber das Ergebnis lässt sich sehen! Auch 2021 sind wir wieder am Start.

Die Bürgerinitiative Zukunft Schierstein macht beim RhineCleanUp am Schiersteiner Hafen mit und gibt am Osthafen Müllsäcke und (in begrenzter Stückzahl) Handschuhe und Greifer zum Sammeln aus. Wir freuen uns über Eure Unterstützung!

Die Ausgabe findet ab kurz vor 10 Uhr am Bootskran statt. Bitte bringt nach Möglichkeit auch eigene feste Handschuhe mit, falls unsere nicht reichen.

Wir wollen am Osthafen eine "Girlande der Schande" spannen, um einmal richtig sichtbar zu machen, was Menschen in die Natur schmeißen.

Picknick zur blauen Stunde am Schiersteiner Osthafen ab 17 Uhr am 11.9.2021

Lichter-Demo am Osthafen 2020: Schon damals hatten sich einige Schiersteiner*innen ein schönes Plätzchen gesucht und mit Picknick versorgt. 2021 sorgt das Bündnis Stadtklima zusammen mit Zukunft Schierstein für Sitzgelegenheiten, Livemusik und Kerzenschein.

Am Abend lädt das Bündnis Stadtklima (sposored by Zukunft Schierstein) unter dem Motto „Es wird heiß am Rhein“ zu einem Picknick am Osthafen ein.

Es erwarten Euch:

  • Infos zu Umwelt, Klimakrise, Stadtklima
  • Live-Musik von masomaso
  • Kerzenschein und
  • schöne Plätze und Sitzgelegenheiten für Euer Picknick

Bitte mitbringen:

  • einen vollen Picknick-Korb zur Selbstversorgung und
  • gute Laune

Dresscode:

  • BLAU, nur wenn Ihr wollt!

Genau vor einem Jahr haben wir bei „Lichter-Demos“ im September 2020 gegen die Bebauungspläne zum Osthafen demonstriert. Ein Grund für den Widerstand gegen die Pläne waren und sind die massive Versiegelung und bauliche Verdichtung des Gebiets am Schiersteiner Hafen, das ohnehin schon durch die Klimakrise in den nächsten Jahrzehnten stark belastet sein wird. In der Stadtpolitik sind wir vor einem Jahr leider nur auf wenig Verständnis gestoßen. Was ist seitdem geschehen und wie muss sich unser Ort, aber auch die Stadt Wiesbaden und die gesamte Region Mainz/Wiesbaden weiterentwickeln, um für die Herausforderungen der Zukunft gewappnet zu sein?

Darüber wollen wir in lockerer Atmosphäre bei Kerzenschein und Livemusik ins Gespräch kommen.


Starkregen: Gefahrenanalyse für den Lindenbach hat höchste Priorität

Fast genau vor einem Jahr, am Freitag Nachmittag, den 14. August 2020, hatte sich über Schierstein nach langer Trockenheit ein Wolkenbruch entladen. Starkregen sorgte dafür, dass innerhalb von weniger als einer Stunde die Bahnunterführung an der Saarstraße komplett unter Wasser stand. Ein PKW war in den Wassermassen stecken geblieben, die Saarstraße war unpassierbar:

https://fb.watch/7i0D40MEly/

Im Schiersteiner Lindenviertel hatte sich der Lindenbach von einem fast ausgetrocknetem Rinnsal in einen reißenden Bach verwandelt, der teils über seine Ufer trat  – auch dafür hatte es gerade mal eine Stunde Starkregen gebraucht:

"Normal": Der Lindenbach am 11. August 2021

Nach fast 28 Litern Niederschlag je Quadratmeter: Der Lindenbach am 14. August 2020

Am Hafen schoss der Lindenbach am 14. August 2020 mit Druck ins Hafenbecken. Video:

 

Die Wetterstation in Biebrich verbucht den 14. August 2020 als den regenreichsten Tag des Jahres mit 27,8 Litern Niederschlag je Quadratmeter.

Kaum ein halbes Jahr später - Anfang Februar 2021 - wiederholte sich das Szenario mit knapp 24 Litern Niederschlag je Quadratmeter.

Der Lindenbach am 3. Februar 2021 nach Niederschlägen von rund 24 Litern je Quadratmeter.

Zum Vergleich: In den von der Flutkatastrophe betroffenen Gebieten in NRW und Rheinland-Pfalz wurden im Juli 2021 weitflächig mehr als 100 Liter je Quadratmeter Niederschlag in 72 Stunden registriert (siehe Bericht des DWD: https://www.dwd.de/DE/leistungen/besondereereignisse/niederschlag/20210721_bericht_starkniederschlaege_tief_bernd.pdf?__blob=publicationFile&v=6 ). Vereinzelt wurden sogar mehr als 240 Liter je Quadratmeter Niederschlag in nur 22 Stunden gemessen.

Was passiert, wenn solche Wassermassen über Schierstein abregnen?

Darauf gibt es offenbar noch keine konkreten Antworten. Wohl aber auf die Frage, wie gefährdet Schierstein ist und wo überall der Lindenbach sich Wege suchen kann.

Die Starkregen-Hinweiskarte für Hessen zeigt ein hohes Starkregen-Gefahrenpotenzial für Schierstein. Sie basiert auf Beobachtungen des Niederschlags, der Topographie und des Versiegelungsgrads. Zusätzlich ist die Vulnerabilität (kritische Infrastrukturen, Bevölkerungsdichte und Erosionsgefahr) enthalten:

Ausschnitt Starkregen Hinweiskarte Hessen: An der Wiesbadener Rheinschiene ist der Starkregen-Index hoch und die Vulnerabilität erhöht bis stark erhöht. Quelle: https://www.hlnug.de/fileadmin/dokumente/klima/klimprax/starkregen/Starkregen-Hinweiskarte_Hessen.pdf

 

Die kommunalen Fließpfadkarten zeigen die potentiellen Fließpfade nach einem Starkregenereignis:

Ausschnitt aus der Fließpfadkarte Lindenbach Süd. Die komplette Karte hier als PDF zum Download: 1_Fliesspfad_Lindenbach_sued-k

Auf dieser Basis kann eine Kommune das Überflutungsrisiko analysieren.
Diese Fließpfade werden in einem Modell aufgrund relativ feiner Geländestruktur (1 m x 1 m) berechnet. Vor allem Hangneigungen spielen hier eine Rolle. Das hier abfließende Regenwasser kann nach einem Starkregenereignis einen kleinen Bach schnell anschwellen lassen. (Weitere Infos: https://www.hlnug.de/themen/klimawandel-und-anpassung/projekte/klimprax-projekte/klimprax-starkregen/fliesspfadkarten)

Die derzeit verfügbaren Fließpfadkarten für Wiesbaden sind hier zu finden:
https://www.wiesbaden.de/leben-in-wiesbaden/umwelt/wasser/kommunale-fliesspfadkarten.php

Sie zeigen die potentiellen Fließpfade mit einem seitlichen Puffer von jeweils 10 m. Sie zeigen die Gefährdungsklassen der Gebäude und Landwirtschaftsflächen.
Die Realität kann immer von einer Modellsimulation abweichen.

Dass der Lindenbach schon nach einem kurzen Starkregen zum reißenden (wenn auch schmalen) Fluss werden kann, konnten wir in Schierstein bereits erleben. Was passiert, wenn es – wie im Aartal – 72 Stunden stark regnet?

Und was passiert, wenn in Schierstein noch zusätzlich das Hochwasser des Rheins hinzukommt und der Hafen kein Lindenbachwasser mehr aufnehmen kann? Denn der Lindenbach fließt in Richtung der Überschwemmungsgebiete des Rheins am Hafen:

 

Ausschnitt aus der Karte der Hochwasserüberschwemmungsgrenzen Schierstein. Komplette Karte hier als PDF zum Download: Schierstein_Hochwasserueberschwemmungsgrenzen

Eine spezielle Gefahrenanalyse für den Lindenbach bei Starkregen hat darum höchste Priorität.

Wie wirken sich unterschiedliche Regenmengen pro Quadratmeter aus? Wann ist wer, wie stark gefährdet? Welche Auswirkungen hätte eine Überschwemmung auf evtl. gelagerte (Gefahr-)Stoffe von Firmen wie A+E Fischer oder Federal Mogul, die laut Fließpfadkarte innerhalb des Gefährdungsbereichs liegen?
Wie und wohin erfolgt eine Evakuierung der Bevölkerung und insbesondere der Bewohner*innen des im Gefährdungsbereich liegenden Jan-Niemöller-Hauses?

Neben Experten sollten auch die Anwohner*innen und betroffenen Unternehmen und Einrichtungen in die Erarbeitung von Lösungsansätzen einbezogen werden. Die Renaturierung des Lindenbaches sollte erneut untersucht werden mit besonderem Fokus auf ihren eventuellen Mehrwert für eine Prävention von Schäden durch Starkregen und Hochwasser.

Katja Hammer, Christina Kahlen-Pappas und Claudia Wagner 

 


Hitze: Klimakrise in Schierstein?

Klimakrise in Schierstein? Zumindest dieses Jahr fühlte es sich bisher nicht so an. Anders als in den Vorjahren war es eher trüb und regnerisch, Tropennächte (Temperaturen von 20°C und mehr in der Nacht) machen sich bislang rar. Und auch die Zahl der Sommertage (ab 25°C) oder der heißen Tage (ab 30°C) ist aktuell noch gering. Dennoch: Das Klima verändert sich - auch ohne Sommerwetter 2021.

Der Weltklimarat hat am 9. August seinen sechsten Bericht zum Klimawandel vorgelegt und warnt vor häufigeren Hitzewellen und "veränderten Niederschlagsmustern". Was wir darunter im Extremfall zu verstehen haben, sehen wir ganz aktuell anhand der Bilder der Flutkatastrophe und Waldbrände.

Kein schönes und kein leichtes Thema, aber eins, das unbedingt auch auf kommunaler Ebene diskutiert werden muss. Denn auch, wenn wir in Schierstein wenig zur Verringerung des weltweiten CO2-Ausstoßes beitragen können, so können wir uns doch an die jetzt bereits unausweichlichen Veränderungen, die die Klimakrise mit sich bringt, anpassen und auf sie vorbereiten. Das betrifft auch ganz konkret die Wiesbadener Stadtplanung und damit die Kommunalpolitik.

Die Stadt Wiesbaden hat hierzu erneut Klimakarten veröffentlicht. Die Karten zeigen Flächen mit bedeutsamen und teilweise unverzichtbaren Funktionen für das Stadtklima, aus denen sich sehr gut ablesen lässt, was in Sachen Hitze jetzt schon für Schierstein gilt und in Zukunft noch wichtiger wird:

  • Das TIEFGEBIET zwischen Hafen und Bahnlinie gehört zu den Flächen mit den höchsten bioklimatischen Belastungen (Gesundheitsgefahr besonders für Menschen ab 75) in der Zukunft (ab 2031): dunkelviolett = extrem belastet
  • Die Gebiete weiter NÖRDLICH bis hoch nach Dotzheim sind dunkelrot = sehr hoch belastet
Quelle: Fachgutachten Stadtklima, Klimavorrang 2017 (Flächen mit unverzichtbarer stadtklimatischer Bedeutung) und Bioklimatische Belastungen 2031 - 2060

Ganz so neu ist das alles nicht. Bereits die ersten aus der KlimPrax-Studie des Deutschen Wetterdienstes (DWD) und des Hessischen Landesamts für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) basierenden Karten zeigten, dass Schierstein ein "Hotspot" der Klimakrise ist - ein Grund warum wir zum Beispiel die massive Nachverdichtung am Schiersteiner Osthafen ablehnen. Siehe:

https://zukunft-schierstein.de/unsere-themen/was-passiert-am-osthafen/bebauungsplans-osthafen-laesst-negative-auswirkungen-auf-das-klima-in-angrenzenden-wohngebieten-in-schierstein-erwarten/

HANDLUNGSFELDER:
Das "WESTFELD" (Schierstein Nord zwischen Schönaustraße und Saarstraße) sollte keinesfalls bebaut werden, denn es ist eine

"besonders gefährdete Zone hoher thermischer Empfindlichkeit; zusätzliche Versiegelungen und bauliche Verdichtungen könnten zur Verknüpfung von Überwärmungsgebieten und durch die Erhöhung des Verkehrsaufkommens zur Verstärkung der Luftbelastung führen.

* Aus klimafunktionalen Gründen sollten diese Zonen grundsätzlich von weiteren baulichen Entwicklungen frei gehalten werden."

Luftleitbahnen, die kühle Luft in den Ort bringen können, sind "gestört" und werden an der Bahnlinie ausgebremst. Empfehlung der städtischen Karten:

"Barrierewirkungen, z.B. durch bestehende Baustrukturen, abbauen, Entsiegelungen und Begrünungsmaßnahmen fördern."


"Kinder brauchen unsere Fürsorge" – Schiersteiner Postkartenaktion trifft auf Freunde

Zukunft Schierstein verteilt aktuell Postkarten mit Feriengrüßen.

Einen ganzen Stapel davon hat unsere Initiative am 15. Juli auch auf den Tischen der Stadtverordneten verteilt, die im Bürgerhaus Erbenheim getagt haben.

Einigen gefiel das so gut, dass sie uns Bilder von den Karten zugeschickt haben - siehe unsere Bildergalerie unten.

Wem die Aktion gefällt und wer Lust hat, vielleicht auch in unserer Bildergalerie zu erscheinen, schickt uns einfach ein Foto mit der Postkarte an: info@zukunft-schierstein.de

 


Stadtparlament hebelt Schiersteiner Antrag zu Schulen teilweise aus

Stadtverordnetenmehrheit lässt Joseph-von-Eichendorff-Schule außen vor – Zukunft Schierstein hält uneingeschränkt an Forderungen des jüngsten Ortsbeiratsbeschlusses zu allen drei Schiersteiner Schulen fest

In der Sitzung der Stadtverordnetenversammlung am 15. Juli 2021 stand der einstimmig vom Schiersteiner Ortsbeirat beschlossene Antragstext zur „Weiterentwicklung der Schiersteiner Schulen“ auf der Tagesordnung.

Mit einem erst kurz vor der Sitzung der Stadtverordneten als Tischvorlage eingebrachten Änderungsantrag der Rathausfraktionen SPD, Grüne und CDU hat das Stadtparlament den Antragstext aus Schierstein nun ausgehebelt. Nur die Rathausfraktionen Die Linke und Volt hatten sich dafür ausgesprochen, den Antragstext unverändert beizubehalten, den der Schiersteiner Ortsbeirat einstimmig und in Anwesenheit der Schulleitungen von Erich Kästner-Schule und Hafenschule in der Ortsbeiratssitzung am 16. Juni 2021 besprochen und beschlossen hatte.

Zukunft Schierstein ist enttäuscht von dieser Vorgehensweise einer Mehrheit aus SPD, Grünen und CDU im Stadtparlament und sieht in dem Änderungsantrag gravierende Defizite gegenüber dem Ursprungsantrag aus Schierstein.

So hatte der in Schierstein beschlossene Antrag unter anderem für alle drei Schulen in Schierstein (Erich Kästner-Schule, Hafenschule und Joseph-von-Eichendorff-Schule) die Forderung formuliert, dass deren Grundstücksflächen weiterhin diesen Schulen erhalten bleiben und auch „aktuell eventuell ‚überschüssige‘ Flächen als perspektivische Erweiterungsflächen mit der Zweckbestimmung Schule/Bildung zur Verfügung stehen“ sollen. Diese Forderung greifen SPD, Grüne und CDU zwar grundsätzlich auf, schließen aber die Joseph-von Eichendorff-Schule davon aus.

Aus Sicht von Zukunft Schierstein sieht eine vorausschauende Planung anders aus. Hafenschule und Erich Kästner-Schule haben in den vergangenen Jahren bereits leidvoll erfahren, was die „Selbstbeschneidung“ der Möglichkeiten in Sachen Schulerweiterung bedeutet. SPD, Grüne und CDU sprechen in ihrem Antragstext selbst von der „ausgesprochen schwierigen“ Suche nach geeigneten Grundstücken für Schulbau. Die richtigen Konsequenzen ziehen die Rathausfraktionen daraus aber nicht. Und das obwohl im Einzugsgebiet der Joseph-von-Eichendorff-Schule massiv Wohneinheiten geschaffen und nachverdichtet wird. Gerade dort müssen also perspektivisch Flächen für Schule vorgehalten werden.

Auch die anderen Punkte des Antrags von SPD, Grünen und CDU zeigen nur wenig Entschlossenheit. Zweidrittel des Antragstextes beschäftigen sich mit Vergangenem und betonen, der Magistrat habe „stets im Sinne des Ortsbeirates an dem Projekt gearbeitet“. Mindestens für die Fraktion Zukunft Schierstein, die allerdings erst seit April 2021 dem Schiersteiner Ortsbeirat angehört, trifft das nicht zu. Tempo, Sorgfalt und Entschlossenheit in Sachen Schulsanierungen und Erweiterungen entsprechen in keiner Weise dem, was angesichts der schlechten baulichen Situation an der Erich Kästner-Schule und der Hafenschule notwendig ist. Mancher Fehler und manche Fehleinschätzung – z.B. in Sachen Campuslösung oder Schulbau im Trinkwasserschutzgebiet – wären vermeidbar gewesen.

Nun gilt es nach vorne zu schauen und alles daran zu setzen, die Planungen für die beiden Schulstandorte abzuschließen. Zukunft Schierstein hält dabei ausdrücklich und uneingeschränkt an allen Forderungen fest, die der Schiersteiner Ortsbeirat in seiner Sitzung am 16. Juni 2021 einstimmig beschlossen hatte.


Kommentar: Schullandschaft in Schierstein heute in der Stadtverordnetenversammlung

Wenn getroffene Hunde bellen, dann geschieht das in der Stadtpolitik offenbar mit blumigen Worten, die wenig zur Sache, aber viel zur Außendarstellung von Politiker*innen beitragen. So zumindest liest sich ein Änderungsantrag der Fraktionen SPD, Grüne und CDU zur „Weiterentwicklung der Schullandschaft in Schierstein“ in der heutigen Stadtverordnetenversammlung:

Klick hier
Änderungsantrag von SPD, Grünen und CDU, 15.7.2021

Der Änderungsantrag bezieht sich auf einen Antrag von Zukunft Schierstein zur Weiterentwicklung der Schiersteiner Schulen, den der Ortsbeirat Schierstein in seiner Sitzung am 16. Juni 2021 einstimmig und einmütig beschlossen hatte. „Da steht alles drin, da gibt es nichts zu ergänzen oder zu verbessern“, waren sich der Ortsbeirat und die ebenfalls in der Sitzung anwesenden Schulleiter von Erich Kästner-Schule und Hafenschule bei der Beschlussfassung einig gewesen.

Doch statt diesen Antrag – und damit den Willen des betroffenen Ortsbeirats und der Schulleitungen – im Wortlaut zu übernehmen, so wie es auch der Schulausschuss in seiner Sitzung am 1. Juli einstimmig beschlossen hatte, stellen die drei Rathausfraktionen nun einen Antrag, in dem es vor allem um Geschichtsschreibung und Selbstdarstellung zu gehen scheint.

Zweidrittel des Antragstextes von SPD, Grünen und CDU befassen sich mit einer Darstellung, die offenbar vor allem eins beweisen soll: „Wir haben nichts falsch gemacht.“ So heißt es in dem Antrag, der Magistrat habe „stets im Sinne des Ortsbeirates an dem Projekt gearbeitet“ – mit "Projekt" ist die Sanierung und Erweiterung von Hafenschule und Erich Kästner-Schule gemeint. Und es sei „bei der Festlegung auf die Campuslösung nicht absehbar gewesen“, dass die Raumbedarfe für Schulen sich geändert hätten. Sprich, dass Plan A gescheitert ist, das habe niemand voraussehen können.

Nachkarten bringt jetzt nicht mehr viel, vorausschauend handeln wäre angezeigt, aber soviel sei gesagt:

Ob der bisherige Ortsbeirat tatsächlich so glücklich war mit der Arbeit des Magistrats in Sachen Hafenschule und EKS wissen wir nicht. Zukunft Schierstein ist ja erst seit Anfang April dabei. Leise Zweifel haben wir aber doch, dass der Schiersteiner Ortsbeirat zufrieden war mit dem Tempo, das Magistrat und Verwaltung bei der Entwicklung der Schulen in den vergangenen zehn Jahren aufgebracht hat. Immerhin gab es in dieser Zeit auch mehrere Jahre kompletten Stillstand.

Etwas größere Zweifel haben wir sogar an der Darstellung, dass „nicht absehbar“ gewesen sein soll, dass die Voraussetzungen für die Campuslösung (die Raumbedarfe für beide Schulen) sich geändert hatten in der Zeit zwischen erster Machbarkeitsstudie zum Campus im Jahr 2014 und den konkreten Planungen satte vier Jahre später.

Sehr wahrscheinlich hätten schon Anfang 2018 Zweifel bestehen müssen, ob beide Schulen und eine Sporthalle auf das EKS-Gelände passen. Das trifft zumindest dann zu, wenn der zusätzliche Platzbedarf mit dem bereits Anfang 2018 veröffentlichten neuen Musterraumprogramm für Grundschulen zusammenhängt. Das wurde schon am 25. Januar 2018 als Anlage zur Sitzungsvorlage 18-V-40-0001 in den Schulausschuss und am 7. Februar 2018 auch in die Stadtverordnetenversammlung eingebracht. Möglicherweise wären bereits zu diesem Zeitpunkt Zweifel angebracht gewesen, ob die Berechnungen der mehrere Jahre alten Machbarkeitsstudie überhaupt noch Grundlage für das Projekt sein können. Die Planungen, die erst danach durch ein Architekturbüro aufgenommen wurden und schließlich Anfang 2019 zum offiziellen Aus für den Campus führten, hätten dann erst gar nicht beauftragt werden dürfen. Ein weiteres Jahr Zeitverzug, das womöglich vermeidbar gewesen wäre.

Aber was hilft das alles jetzt noch? Und was hilft die Betrachtung über fast eine ganze Seite hinweg im Antrag von SPD, Grünen und CDU den Schulen in Schierstein? Zunächst mal nichts!

Darum nun zum eigentlichen „Kern“ des Antrags von SPD, Grünen und CDU, die in drei Punkten a), b) und c) folgendes fordern: 

„a) die Sanierung und Erweiterung beider Schulen weiter voranzutreiben“.

Toll! Aber, braucht es dafür wirklich einen Änderungsantrag? Wir hatten eigentlich gehofft und erwartet, dass dies seit Jahren politischer Wille ist.

„b) die Gesamtfläche der beiden Schulstandorte weiterhin als perspektivische Erweiterungsfläche für Schule/Bildung vorzuhalten. Eine zusätzliche Nutzung für soziale oder gemeinschaftliche Zwecke kann in Erwägung gezogen werden.“

 Das hört sich fast an wie in unserem Ursprungsantrag. Kleiner aber feiner Unterschied: In dem vom Ortsbeirat und dem Schulausschuss beschlossenen Antrag war von allen DREI Schiersteiner Schulen die Rede. Also auch von der Joseph-von-Eichendorff-Grundschule. Die fällt nun im Antrag der Rathausfraktionen hinten runter. Aber warum? Müssen wir nicht auch dort perspektivisch Flächen vorhalten. Der Freudenberg wächst, diverse Nachverdichtungen sind bereits jetzt in vollem Gange.

„c) die Planungen für die Sporthalle möglichst unter Berücksichtigung des Punktes 4 des Ortsbeiratsbeschlusses Schierstein Nr. 0066 vom 16.06.2021 vorzunehmen, sofern wirtschaftliche oder technische Gründe dem nicht entgegenstehen.“ 

Das ist keine Bestätigung, sondern ein großes „Ja, aber!“ zum genannten Punkt im vom Ortsbeirat beschlossenen Antrag. Im Schiersteiner Antrag heißt es ganz konkret:

„4. Die Planungen zum Neubau einer Sporthalle auf dem Gelände der Erich-Kästner-Schule sollen beinhalten:
a)  die direkte Erreichbarkeit der Sporthalle über die Kleinaustraße
b)  ein Spielfeld mit dem Mindestmaß 22 m x 44 m (Handball: 20 m x 40 m, incl. Sicherheitsabstand: 22 m x 44 m)
c)  Zuschauermöglichkeit – z.B. eine Galerie
d)  eine Unterteilbarkeit der Halle in drei eigenständige Spielfelder (Drei-Felder-Halle) und
e)  eine Unterkellerung bzw. Bauweise, die zur Schaffung einer der möglichen Zuschauerzahl in der Halle angemessenen Tiefgarage oder Stellfläche unterhalb der Halle dient. Diese kann zur Schulzeit auch vom Lehrpersonal der Erich Kästner-Schule und der Hafenschule genutzt werden.“

Schade, dass sich auch im neu gewählten Stadtparlament die alten Kräfte wieder zusammenfinden, um das zu tun, was sie bisher schon häufig getan haben:

Empfehlungen von Ortsbeiräten geflissentlich aushebeln und übergehen.

Ein Kommentar von Christina Kahlen-Pappas

 


„Es wird heiß am Rhein!“ - Veranstaltung am 17.7.2021 in Mainz-Kastel, Reduit

Es wird heiß am Rhein – das gilt in Bezug auf den Klimawandel. Aber auch für eine Demo, zu der das Bündnis Stadtklima mit vielen Unterstützern aus der Gesellschaft – darunter auch die Initiative Zukunft Schierstein – einlädt:

Am Samstag, 17. Juli 2021, ab 17:00 Uhr

Reduit in Mainz-Kastel, Innenhof

gibt es brandheiße Infos, Musik, Tanz und Erfrischungen!

Unter dem Motto „Es wird heiß am Rhein“ berichten regionale Klimagruppen und Bürgerinitiativen von ihren Aktivitäten. Ein kleines musikalisches Programm wechselt sich mit den Redebeiträgen ab.

SAVE THE DATE

Ein Follow-up ist geplant für den 11. September 2021 am Schiersteiner Osthafen.

Hintergrund:

Es wird heiß am Rhein – das wissen auch die Städte Mainz und Wiesbaden. Trotzdem bereiten sie sich und uns nicht auf das vor, was auf uns alle zukommt: eine signifikante Zunahme der Sommertage, der heißen Tage und der Tropennächte im Wechsel mit Starkregenereignissen und Hochwasser. Die Erwärmung wird im Rheintal besonders stark ausfallen. Je dichter bebaut, umso krasser.

Die nächsten zehn Jahre sind die entscheidenden, um unsere Städte darauf vorzubereiten.

Quellen zur Klimaveränderung in Mainz und Wiesbaden:

Deutscher Wetterdienst:
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:101:1-201709282078 

Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie:

http://www.hlnug.de/index.php?id=10236