Es geht (grundsätzlich) voran! Im Sommer haben die Stadtverordneten den Weg für den Neubau der Erich Kästner-Schule mit einer “Grundsatzvorlage” freigemacht. Schleppend gestaltet sich allerdings immer noch die Suche nach einem geeigneten Standort für die Auslagerung der EKS. Fortschritte zeichnen sich allerdings für die Hafenschule ab.

Runder Tisch mit Ämtern, Architekten, Schule und Ortsbeirat

Der Schiersteiner Ortsbeirat hatte auf Antrag der Fraktion ZUKUNFT SCHIERSTEIN um einen Runden Tisch mit allen Beteiligten zu den anstehenden Schulneubauten gebeten. Das wurde zwar für die Neubauphase vom Schuldezernat abgelehnt, aber immerhin für die Frage nach den Ausweichstandorten aufgegriffen. Dieser Runde Tisch fand nun am 13. Dezember 2022 online statt. Hierüber wurde bei der Sitzung des Schiersteiner Ortsbeirats am 14. Dezember 2022 berichtet.

Um zu zeigen, welcher Standort für die Auslagerung der passendste wäre, hat das Schulamt eine Machbarkeitsstudie durch das Architekturbüro BLFP erstellen lassen. BLFP wird auch mit dem eigentlichen Schulneubau befasst und hat hierzu bereits vergangenes Jahr erste Pläne vorgestellt.

Ideal, so das Fazit der Planer und des Schulamtes, wäre für das Ausweichquartier der EKS ein Standort westlich der Kleinaustraße. Denn von dort aus könnten das Verwaltungsgebäude und die Sporthalle der EKS auch während der Bauphase weiterhin genutzt werden. Die alte EKS-Turnhalle soll erst abgerissen werden, wenn der Neubau mitsamt neuer Sporthalle steht. Das Verwaltungsgebäude bleibt dauerhaft erhalten und wird nur umgebaut. Auch der Ortsbeirat hatte aus diesem Grund bereits Anfang dieses Jahres den Festplatz als favorisierten Standort kommuniziert.

Machbarkeitsstudie zum Interimsstandort der EKS fokussiert sich auf Kleinaustraße

Die nun vorgestellte Machbarkeitsstudie zum Interimsstandort für die EKS zeigte gleich mehrere Varianten westlich der Kleinaustraße (siehe Abbildung unten):

  • die Festwiese (A),
  • einen Standort neben dem Bauhof (B) und
  • einen im (dann gerodeten) Wäldchen (C). Letzte Möglichkeit wäre
  • der Acker an der Söhnleinstraße (D),

der vor Jahren auch wegen des eigentlichen Schulneubaus im Gespräch war. Aufgrund der Lage im Trinkwasserschutzgebiet wurde dieser aber – wie allseits bekannt – vom zuständigen Regierungspräsidium Darmstadt nicht genehmigt.

Eigene Zusammenstellung Zukunft Schierstein plus Legende zu Überschwemmungsgebieten aus einer Karte der Stadt Wiesbaden und Landkarte Google Maps

Bisher keine Genehmigung des Regierungspräsidiums Darmstadt

Genau diese fehlende Genehmigung ist auch zwei Jahre später noch das Hauptproblem bei der Frage nach dem Interimsstandort für die EKS. Denn alle an der Kleinau-/Söhnleinstraße gelegenen Standortvorschläge haben gemeinsam, dass sie im Trinkwasserschutzgebiet 2 liegen. Daher müsste das Regierungspräsidium in Darmstadt als Obere Wasserbehörde ganz explizit eine Ausnahme für die Errichtung des Ausweichquartiers der EKS zusagen.

Ganz unmöglich scheint das nicht zu sein, denn für das Interims-Bootshaus am Westhafen haben Ämter und SEG eine solche Genehmigung innerhalb von sechs Monaten erwirkt. Dies allerdings für ein wesentlich kleineres Bauwerk und mit diversen Auflagen. Zudem lag die Notwendigkeit, das Bootshaus direkt am Hafen zu platzieren auf der Hand – ohne direkte Anbindung ans Wasser macht es keinen Sinn. Das dürfte eine erhebliche Rolle gespielt haben bei der (zeitlich begrenzten) und relativ schnell erteilten Ausnahmegenehmigung aus Darmstadt.

Bezüglich der Auslagerung der EKS scheint der Gesprächsfaden mit dem Regierungspräsidium gerade erst aufgenommen worden zu sein. Wann und ob die Obere Wasserbehörde ihr OK geben wird und ob überhaupt einer der in der Machbarkeitsstudie geprüften Standorte an der Kleinau-/Söhnleinstraße zum Tragen kommen kann, ist daher aktuell noch vollkommen unklar.

“Altlastverdächtige Fläche”

Eine Vertreterin des Regierungspräsidiums bekräftigte beim “Runden Tisch” die aktuelle Rechtslage bzgl. des Trinkwasserschutzgebiets. Sie wies zudem darauf hin, dass das Gebiet westlich der Kleinaustraße eine „altlastverdächtige Fläche“ sei. Auch dies könne zu erheblichen Einschränkungen für die Eignung als Interimsfläche führen.

Problematik Hochwasserschutz

Probleme könnte zudem der Hochwasserschutz bereiten. Die im Auftrag des Schulamts erstellte Machbarkeitsstudie zu den möglichen Ausweichstandorten befasst sich hiermit ausführlich. Fazit: Je weiter nördlich der Standort liege, umso geringer der notwendige (und teure) Hochwasserschutz. Trotzdem bewertet das Schulamt den Acker an der Söhnleinstraße (D), der als einziger komplett außerhalb des Überschwemmungsgebiets liegt, als die am wenigsten passende Übergangslösung. Der Weg von dort bis zum Verwaltungsgebäude und zur Turnhalle der EKS sei mit 400 m Strecke, die 6 Minuten zu Fuß dauere, zu lang. Stattdessen sei die beste Möglichkeit, den Interimsstandort in das Wäldchen zu legen, das nur im Randbereich Berührungen zum Überschwemmungsgebiet habe. Vorteil: Die Wegstrecke von hier zu den weiter nutzbaren Bestandsgebäuden der EKS betrage nur eine Minute.

Alternativen?

Was getan wird, um mit dem Neubau der EKS zu beginnen, falls es keine Genehmigung aus Darmstadt für das Gelände im Schutzgebiet gibt, blieb beim „Runden Tisch“ offen. Denn Alternativen zu einem Standort westlich der Kleinaustraße sieht das Schulamt für die Interimslösung nicht. Zunächst werde nun also im Austausch mit allen Beteiligten alles daran gesetzt, eine Genehmigung für den Standort Kleinaustraße zu erhalten, fasste das Schulamt das Ergebnis des “Runden Tischs” zusammen.

Fortschritte für die Hafenschule

Die Hafenschule stand eigentlich nicht auf der Tagesordnung des “Runden Tischs”, wurde aber dann doch aufgrund der Machbarkeitsstudie zum EKS-Ausweichstandort Thema. Denn die Studie untersucht auch Standorte außerhalb des Bereichs westlich der Kleinaustraße. Diese wurden zwar für die EKS als ungeeignet verworfen. Doch für die Hafenschule stellte sich die Fläche der ehemaligen Tennisplätze am Saareck als gute Option heraus. Dies hatte auch ZUKUNFT SCHIERSTEIN bereits Ende 2021 als mögliche Lösung vorgeschlagen. Christian Lahr (ehemaliger Schulplaner für Hafenschule und EKS) hatte diese Fläche Anfang Juni dann auch gegenüber dem Wiesbadener Kurier genannt. Der Vorteil an dieser von der EKS losgelösten Interimslösung: Die Hafenschule müsste mit dem Bau- und Sanierungsbeginn nicht warten, bis die neue EKS fertiggestellt und der Umzug in den Neubau vollzogen ist. Denn beide Schulen könnten unabhängig voneinander in die Bauphasen einsteigen, wenn sie nicht denselben Ausweichstandort (nacheinander) nutzen müssen.

Außerdem liege inzwischen auch Rechtssicherheit bzgl. der Pläne für die Sanierung und Erweiterung der Hafenschule vor. Eine entsprechende Bauvoranfrage, die klären sollte, ob die Planungen am altem Standort in der Zehntenhofstraße den rechtlichen Vorgaben standhalten, sei positiv beschieden worden.

Damit die Hafenschule nun tatsächlich saniert und erweitert werden kann, müssen aber noch die Beschlüsse in der Stadtverordnetenversammlung auf den Weg gebracht werden. Ein Grundsatzbeschluss, wie er bereits im Sommer 2022 für die EKS gefasst wurde, fehlt bislang noch für die Hafenschule.