Mit einer Postkarte von Schierstein wünscht die Initiative „Zukunft Schierstein“ schöne Ferien. „Einfach mal die Kirche im Dorf lassen…“ steht auf der Karte und das darf gleich in mehrfacher Hinsicht verstanden werden.
Nicht übertreiben, bei den Tatsachen bleiben, einen Gang zurückschalten und nochmal genau überlegen, also sprichwörtlich „die Kirche im Dorf lassen“ – das passt zum Ferienbeginn und aktuell vor allem auf viele Themen, die uns während der Corona-Pandemie beschäftigen. Es passt aber auch auf das ein oder andere Schiersteiner Projekt. Unverkennbar passt es mit Blick auf die Rückseite unserer Grußkarte auf das Thema Schulneubauten in Schierstein.
Lassen wir doch einfach mal die Kirche im Dorf und fragen uns: Worum sollte es eigentlich gehen beim Thema „Schulneubauten“?
Geht es um einen Stadtteilhof mit Altenwohnungen im Ortskern auf dem jetzigen Gelände der Hafenschule? Geht es darum, einen Großteil des jetzigen Geländes der Erich Kästner-Schule für Wohnungsneubauten im Anschluss an das Söhnlein-Palais zu nutzen? Geht es darum, im Ortskern von Schierstein den Bau einer Drei- oder sogar Vierfelder-Sporthalle für Vereinssport zu realisieren?
Was haben Stadtteilhof, Wohnungsneubau, Altenwohnungen und Vereinssport mit Schulsanierung bzw. Schulerweiterung zu tun?
Geht es nicht eigentlich im Kern darum, dass alle Schülerinnen und Schüler der Erich Kästner-Schule und der Hafenschule in einer guten Lernumgebung zur Schule gehen können? Darauf warten beide Schulen nun schon seit rund einem Jahrzehnt: auf ausreichend Klassenräume, Räumlichkeiten für Betreuung und Fachunterricht, auf saubere, funktionstüchtige Toiletten, auf eine (beheizbare) Halle, die für Schulsport geeignet ist – auch im Winter.
Warum lassen wir nicht einfach mal „die Kirche im Dorf“ und kümmern uns genau um diese Kernanliegen, statt die dringenden Belange der beiden Schulen immer wieder mit anderen Themen zu vermengen, die gerne mit Titeln wie „großer Wurf“ oder „große Lösung“ geschmückt werden.
Könnte es sein, dass unsere Schiersteiner Schulen seit einem Jahrzehnt in die Röhre gucken, weil ihre Grundstücke so große Begehrlichkeiten für viele andere Projekte wecken, die im Kern überhaupt nichts mit der Schulsanierung zu tun haben?
Sicher haben auch Wohnungsbau, Altenwohnungen und eine Halle für Vereinssport ihre absolute Berechtigung.
Aber anders als die Schulen müssen diese weiteren Anliegen nicht unbedingt mitten im engen Ortskern oder auf den Naturschutzflächen (im Trinkwasserschutz- und Kaltluftenstehungsgebiet) rund um den Ortskern in Hafennähe gelöst werden. Hierfür können durchaus andere Flächen – auch weiter außerhalb gefunden werden. Die Schulen aber gehören in den Ort – so wie „die Kirche ins Dorf“.
Fragen wir uns doch einfach mal ganz ausschließlich mit Blick auf die beiden Schulen:
Wie und wo ist die Sanierung/Erweiterung der beiden Schulen möglich?
Können beide Schulen gemeinsam auf dem Gelände der Erich Kästner-Schule gebaut werden?
Nein! Der Platz reicht nicht, wie die Planungen zum „Campusprojekt“ vor wenigen Monaten ergeben haben.
Kann die Erich Kästner-Schule auf dem Acker neben dem Sportplatz im Trinkwasserschutzgebiet neu gebaut werden?
(Vermutlich) Nein! Denn das Umweltamt erhebt schwere Bedenken gegen eine Bebauung im Trinkwasserschutz- und Kaltluftentstehungsgebiet. Wenn die Ausweisung dieser Gebiete nicht nur auf dem Papier Bestand hat, dann wird es keinen Schulneubau auf diesen Flächen geben (dürfen).
Kann die Erich Kästner-Schule an ihrem jetzigen Standort neu gebaut und saniert werden?
Ja! Mehr als 14.000 qm Grundstück stehen dort zur Verfügung. Sie reichten nicht für zwei Schulen, aber sehr wohl für eine. Daran dürfte kein Zweifel bestehen.
Bleibt noch die Hafenschule:
Kann die Hafenschule auch an ihrem derzeitigen Standort erweitert werden?
(Vermutlich) Ja! Laut einer Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2014 ist das möglich. Die Frage, ob das Ergebnis dieser Studie auch heute noch im Jahr 2020 trägt, wird zwar von Vertretern des Schulamtes vehement verneint. Eine seriöse und belastbare Prüfung dieser Aussage ist allerdings zumindest öffentlich bisher nicht bekannt und nie in Auftrag gegeben worden.
Warum nicht einfach mal darüber nachdenken, ob die schnellste und zielführendste Lösung darin bestehen könnte, umgehend mit der Erweiterung, Sanierung und dem Teilneubau der Erich Kästner-Schule an ihrem Standort zu beginnen?
Und zeitgleich eine belastbare Planung in Auftrag geben, wie der Standort Hafenschule erhalten und ausgebaut werden kann.
Vielleicht lassen sich sechs Wochen Schulferien nutzen, um mal zurück zum Wesentlichen zu kommen – in vielerlei Hinsicht. Aber auch in Bezug auf unsere Schiersteiner Themen. Das und schöne Ferien wünscht die Initiative „Zukunft Schierstein“ allen, die sich die Mühe gemacht und die Zeit aufgebracht haben, diesen Beitrag zu lesen bis zum vorläufigen
ENDE