Rheingaupalais als Schulstandort: Beim Denkmalschutz verrechnet?
Die zuständige Denkmalschutzbehörde hat das Rheingaupalais, in das die Erich Kästner-Schule im Jahr 2030 nach einem Umbau umziehen soll, jüngst untersucht. Dabei sei aufgefallen, dass einige Umbauten im Gebäude durch die bisherigen Nutzer, die dort ab dem Jahr 2010 Büros eingerichtet hatten, wohl nicht ganz denkmalschutzkonform umgesetzt worden seien. Konkret entdeckten die Denkmalschützer nun hinter Leichtbauwänden denkmalschutzwürdige Innenwände, berichtete ein Vertreter des Schulamtes bei der Sitzung des Ortsbeirats am Mittwoch, 5. November. Damit habe man so nicht gerechnet. Aber eine Einsparung von 30 Mio. Euro sei realisierbar gegenüber der Sanierung und dem Neubau der EKS am bisherigen Standort in der Zehntenhofstraße. „30 Mio. Euro? Es war doch im Frühjahr 2025 von 50 Mio. Euro Einsparungen die Rede“, hakten die Ortsbeiratsmitglieder nach. Vielleicht habe er auch die Zahlen jetzt nicht so ganz präsent, erwiderte der Vertreter des Schulamtes, der vom Schuldezernenten extra in den Ortsbeirat entsandt worden war, um über den Stand der Dinge bzgl. der Schiersteiner Schulen zu berichten.
Wie berichtet traf die Stadt bereits im Frühjahr dieses Jahres „im Schweinsgalopp“ die Entscheidung, die Erich Kästner-Schule nicht am alten Standort neu zu bauen. Die Planungen für den Neubau der EKS waren damals bereits so gut wie fertig, ein Interimsstandort für die Bauphase gefunden, doch man gehe davon aus, dass die veranschlagten Kosten sich auf 150 Mio. Euro summieren würden, statt der bisher veranschlagten 100 Mio. Euro. Zu teuer, so der Schul- und gleichzeitig Finanzdezernent Schmehl.
Statt Einsparpotenziale durch ein neues Raumprogramm am Standort der EKS zu prüfen, überraschte das Schuldezernat den Ortsbeirat und die Schule zum Jahreswechsel 2024/2025 mit der Nachricht, dass die Wiesbadener Stadtentwicklungsgesellschaft SEG eine Lösung habe: der Erwerb und Umbau des seit Jahren zum Verkauf stehenden mehr als 100 Jahre alten Rheingaupalais an der Söhnleinstraße. Damit könnten 50 Mio. Euro gespart werden.
Die Stadtverordneten entschieden sich mehrheitlich für den Vorschlag von SEG und Schuldezernent, aber damit auch gegen das einstimmige Votum des Schiersteiner Ortsbeirats, der auf die Prüfung von Einsparpotenzialen am Standort drängte und die EKS in der Zehntenhofstraße halten wollte.
Skeptisch war der Ortsbeirat auch, weil die Stadt den Denkmalschutz zum Zeitpunkt der Entscheidung über den Kauf und Umbau des Rheingaupalais noch nicht mit eingebunden hatte. Zu dieser Skepsis sah der Schuldezernent offenbar keinen Anlass, der bei einer Sondersitzung des Ortsbeirats Ende März 2025 erläuterte, dass nur das Äußere des Palais, Fassade und Fensteranordnung, zu beachten sei. Das Gebäude könne ansonsten entkernt und wie ein Rohling auf die Bedürfnisse des Schulbaus angepasst werden, indem man neue Wände einziehe.
Statt eines Rohlings entdeckte die Stadt nun die denkmalgeschützten Innenwände hinter vorgebauten neuen Wänden. Was das konkret für die Planung der Schule im Altbau Rheingaupalais bedeutet, wie sich das auf die angestrebten Einsparungen auswirkt und ob sich das Schuldezernat nur beim Denkmalschutz verrechnet hat oder es vielleicht noch andere Überraschungen in dem riesigen alten Gebäude zu entdecken gibt, werden wir sicher irgendwann erfahren.
Umzug und Neubau der Hafenschule verzögern sich um weiteres Jahr
Die Hafenschule wird nicht – wie geplant – zum Schuljahresbeginn 2026/2027 das Interim am Saareck (ehemalige Tennisplätze zwischen dem Sportplatz von Schierstein 13 und dem Jugendplatz) in Schierstein beziehen können. Der ganze Prozess, und damit auch der Neubau der Hafenschule, verzögert sich voraussichtlich um ein ganzes Jahr.
Die Gründe dafür lägen bei der WiBau, die mit dem Projekt beauftragt wurde, erklärte ein Vertreter des Schulamtes am Mittwoch, 5. November 2025, in der Schiersteiner Ortsbeiratssitzung. Die WiBau sei aufgefordert worden, die Gründe detailliert darzulegen. Bisher habe die städtische Gesellschaft nur erläutert, dass zusätzliche Anträge gestellt werden müssten, weil die Interimsanlage dreistöckig gebaut werden soll.
Dieser Umstand ist allerdings schon länger klar und der Interimsbau für die Hafenschule wäre auch nicht die erste Containeranlage in Wiesbaden, die dreistöckig entsteht.
Wie die Sicht der WiBau auf diese Vorwürfe ist, dass sie für die Verzögerung verantwortlich sei, konnte in der Sitzung nicht geklärt werden, da von dort kein Vertreter anwesend war.
Die Schulleiterin der Hafenschule bezeichnete die Verzögerung in der Sitzung am Mittwoch als Schock für die Schulgemeinschaft. Nicht nur, dass die Schule nun noch ein Jahr länger an dem zunehmend sanierungsbedürftigen Standort ausharren müsse, ab 2026 sollte die Schule zudem verpflichtend in ein anderes Betreuungsmodell wechseln. Das kann die Hafenschule aber unter den jetzigen räumlichen Bedingungen nicht leisten. Denn die Schule ist an zwei Standorten untergebracht: in der Zehntenhofstraße sowie im mindestens zehn Gehminuten entfernten Fritz-Brüderlein-Haus in der Saarstraße, in dem die Betreuung stattfindet und in das seit 2015 auch immer wieder einzelne Schulklassen ausgelagert werden.
Der Vertreter des Schulamtes kündigte zwar an, die Schule werde mit Geld für Personal unterstützt, doch die Schulleiterin erwiderte, dass die Schule das Geld zwar gerne annehme, es gebe aber keine Menschen, die die notwendigen Betreuungszeiten ab 7.30 Uhr auffangen könnten. Dazu müssten nämlich entweder Betreuer nur für die kurze Zeit der Frühbetreuung gefunden werden oder Lehrerstunden in die Betreuung umverteilt werden. Diese Lehrerstunden fehlten dann aber wiederum für den regulären Unterricht.
Einzige Lösung aus Sicht der Hafenschule sei, dass sie trotz des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung, der ab 2026 gilt, vorerst im bisherigen Betreuungsmodell bleibt. Damit könnte zwar keine Frühbetreuung vor der Schule, aber auf jeden Fall die Nachmittagsbetreuung für alle Kinder, die einen Platz benötigen, abgedeckt werden kann.
Der Haken daran liegt bei der Stadt, die dann auf Bezuschussungen durch das Land Hessen verzichten müsste, die es nur noch gibt, wenn das neue Betreuungsmodell umgesetzt wird. Das aber kann die Hafenschule aus den genannten Gründen nicht.
Der Schiersteiner Ortsbeirat unterstützt die Hafenschule mit der Forderung, das alte Betreuungsmodell vorerst beizubehalten, bis die Schule den Interimsstandort beziehen kann und somit nur noch auf einen Standort angewiesen ist. Das Gremium hat hierzu einen einstimmigen Beschluss getroffen, der umgehend an die Stadt übermittelt wurde.
Sporthallen: In den nächsten sechs Jahren wird es eng in Schierstein
In den nächsten sechs Jahren wird es in den Schiersteiner Turnhallen eng, dann werden die EKS und Hafenschule, aber auch die Vereine, die deren Hallen nutzen, sich umstellen und mit weniger Kapazitäten auskommen müssen. Wie die Stadt die Situation für den Schul-und Vereinssport, insbesondere die dortige Jugendarbeit, auffangen will, das möchte Zukunft Schierstein mit einem Antrag im Ortsbeirat zur Sitzung am 1. Oktober 2025 wissen.
Stadt plant Schiersteiner Brücke als Schulstandort
Ein Grundstück östlich neben der Schiersteiner Brücke liegt schon seit Jahren brach. Nun soll eine Schule mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung dort untergebracht werden - die Fluxusschule. Dabei war dieser Standort erst vor kurzem als unzumutbar selbst für die nur übergangsweise Unterbringung der Schiersteiner Erich Kästner-Schule und der Hafenschule durchgefallen. Die Gründe waren allen klar: Die Lage im Gewerbegebiet mit Lärm von der Autobahn und die Gefahr, die gerade auch von der durch LKW viel befahrenen Rheingaustraße ausgeht. Außerdem ist das Grundstück teils mit Altlasten kontaminiert.
Ortsbeirat Schierstein stimmt geschlossen gegen Umzug der Erich Kästner-Schule ins Rheingau-Palais
Nach gut anderthalb Stunden Diskussion waren die Positionen des Schiersteiner Ortsbeirats und des Schuldezernenten Dr. Hendrik Schmehl ausgetauscht. Ergebnis der Sondersitzung am 24. März 2025 zum Umzug der Erich Kästner-Schule (EKS) ins Rheingau-Palais: Der Ortsbeirat votierte einstimmig für den Verbleib der Schule am seit 55 Jahren angestammten Platz in der Zehntenhofstraße gegenüber dem Festplatz. Schmehls Argumente für einen Umzug und auch die angeblichen Kosteneinsparungen im Rheingau-Palais waren für das Gremium nicht nachvollziehbar.
Erich Kästner-Schule: Im Schweinsgalopp ins Rheingau-Palais
Schon in ihrer nächsten Sitzung am 2. April 2025 um 18 Uhr sollen die Stadtverordneten darüber entscheiden, ob die Planungen zur Sanierung der Erich Kästner-Schule (EKS) an ihrem jetzigen Standort beendet werden und die Schule in den nächsten Jahren in das denkmalgeschützte Rheingau-Palais an der Söhnleinstraße umziehen soll. In mehreren eilig einberufenen Sondersitzungen werden nun die Weichen dafür gestellt - gleichermaßen im Schweinsgalopp. Der Schiersteiner Ortsbeirat befasst sich schon am Montag, 24. März 2025, um 19 Uhr mit dem Thema. Am 2. April 2025 tagt dann der Schulausschuss um 15 Uhr unmittelbar vor der Stadtverordnetenversammlung und gibt sein endgültiges Votum ab. Wie das ausfallen wird, zeichnete sich schon bei der Schulausschusssitzung am 20. März 2025 ab.
Ortsbeiratssitzung: Absage von Schuldezernent und Osthafen-Investor
Wer sich auf eine Ortsbeiratssitzung mit Infos aus erster Hand zum Neubau der Erich Kästner-Schule und zu den Investorenplänen am Osthafen gefreut hat, der wird enttäuscht sein. Anders als auf der Tagesordnung zur Sitzung am 26. Februar 2025 angekündigt, wird das Schuldezernat nicht teilnehmen, und auch Pockrandt (zwar nicht öffentlich angekündigt, aber eingeladen) kommt nicht:
- Dezernent Henning Schmehl richtet aus, er sei terminlich verhindert.
- Der Projektentwickler für den Osthafen, Pockrandt, empfindet sich als "nicht präsentationsfähig" und kommt mit dieser Begründung nicht in den Ortsbeirat.
Die (auch von der Wiesbadener Stadtentwicklungsgesellschaft, SEG, angestoßenen) "EKS-Umplanungen" nehmen also erstmal ohne den Schiersteiner Ortsbeirat ihren Lauf. Eine Sitzungsvorlage zur Prüfung, ob die EKS in das Rheingau-Palais integriert werden kann, hat Schmehl in Auftrag gegeben. Bevor die fertig ist, erhält der Ortsbeirat offenbar auch keine Antwort auf seine Fragen zur EKS im Rheingau-Palais aus der Sitzung vom 22. Januar 2025.
Dass der Osthafen-Projektentwickler nicht erscheint, weil er "nicht präsentationsfähig" sei, ist erstaunlich. Konnte er doch zur Immobilienmesse in München Expo Real im Herbst 2024 schon (gemeinsam mit der Wiesbadener Stadtentwicklungsgesellschaft, SEG) einem Fachpublikum das neue Projekt am Osthafen präsentieren.
Schade ist die Absage zudem, weil Pockrandt-Chef Schäfer noch im Oktober 2024 gegenüber dem Wiesbadener Kurier äußerte, ihm sei ein Einvernehmen mit dem Ortsbeirat wichtig. Um dieses Einvernehmen herzustellen, müsste man sich und die gegenseitigen Vorstellungen, Wünsche, Sorgen ja zumindest einmal kennenlernen – am besten bevor alle Planungen in Stein gemeißelt sind und Bagger rollen. Außerdem sind auch noch viele Fragen zum Projekt am Osthafen offen, die der Schiersteiner Ortsbeirat bereits im November 2024 gestellt hat.
Und wenn schon nicht zum Osthafen, so hätte Pockrandt vielleicht etwas zur Diskussion um den Umzug der Erich Kästner-Schule in das Rheingau-Palais an der Söhnleinstraße beitragen können. Dazu war der Projektentwickler zwar nicht eingeladen, doch dürfte er die Umgebung gut kennen, hat er doch auch das Wohnareal „Söhnlein-Palais“ auf dem ehemaligen Söhnleingelände entwickelt.
Und auch der Vermarkter Two Rivers, der die geplanten neuen Büroflächen am Osthafen vermarktet ("Das Bürogebäude soll über rund 3.000 m² Nutzfläche verfügen. Besonderheit ist, dass die insgesamt acht Lofts im Teileigentum zu erwerben sind. Die Kaufpreise beginnen bei 6.950 €/m²." Quelle: Homepage Two Rivers), kennt sich aus mit dem Rheingau-Palais. Bereits am 1. Oktober 2023 hat Two Rivers vermeldet, dass es den exklusiven Alleinverkaufsauftrag für das Rheingau-Palais erhalten hat (aktuell mit ca. 11.300 m² Mietfläche als Büroimmobilie genutzt, Quelle: Homepage Two Rivers).
Da bekommt man das Gefühl, dass sich bei den Großprojekten in Schierstein irgendwie alle kennen (Pockrandt, Two Rivers, SEG, die zuständigen Dezernenten) und immer wieder die gleichen Leute dabei sind - außer der Ortsbeirat, der die von den Projekten betroffenen Menschen vertreten soll.
EKS: Der Fluch der Top-Lage
Der Fluch der Top-Lage
Oder wie die Erich Kästner-Schule vor die Wand gefahren wird – Ein Kommentar
Wissen Sie was zählt? „Lage, Lage, Lage!“ Das ist zumindest das Mantra jedes pfiffigen Immobilienmaklers. Denn „Lage, Lage, Lage“ weckt Sehnsüchte und Begehrlichkeiten. Vor allem die Lage am Wasser bzw. am Hafen. Nicht umsonst singen wir seit gut 100 Jahren „Warum ist es am Rhein so schön“.
Gefühlt genauso lange plant die Stadt an einer Erneuerung der maroden Erich Kästner-Schule (EKS) herum, die aus den 70er-Jahren des vorigen Jahrhunderts stammt und seither ungestört vor sich hinbröselt, -rostet, -schimmelt. Wie hoch die Qualität von Bausubstanz aus den 70ern ist, hatte ja jüngst auch die Carolabrücke in Dresden gezeigt, die – anders als die EKS – allerdings inzwischen nicht mehr steht.
In den vergangenen zehn Jahren präsentierte die Stadt der Schule darum auch diverse „Lösungen“ für den Schulneubau und verweigerte ihr mit Verweis darauf zuletzt selbst die Kosten für einen Eimer Farbe, um die Klassenräume anzustreichen. Denn, warum hier noch investieren, wenn es jetzt bald schon losgeht mit dem Schulneubau? Nur, es ging nie los.
Stattdessen treibt die Phantasie von Politik und Planern immer neue Blüten. Deren Namen lauteten im Jahr 2014 noch wenig poetisch „Campus-Lösung“ und 2019 „Bauen im Trinkwasserschutzgebiet“. Die „Campus-Lösung“ sollte eine Zusammenlegung mit der ebenfalls sanierungs- und vor allem erweiterungsbedürftigen Hafenschule ermöglichen. Idee dahinter: Kosten senken, denn mit dem freiwerdenden Areal der Hafenschule mitten im Schiersteiner Ortskern hätte sich doch gut Geld machen lassen. „Bauen im Trinkwasserschutzgebiet“ hätte ähnliche Vorteile gebracht: Denn dadurch wäre das jetzige Areal der Erich Kästner-Schule frei geworden. Toll, wieder Geld verdienen, und nicht nur für eine Schulsanierung ausgeben!
Aus beidem wurde nichts. Weil für die eine Lösung das Areal zu klein war; die andere Lösung scheiterte daran, dass in Deutschland in Trinkwasserschutzgebieten nicht gebaut werden darf (erstaunlich!). Um das festzustellen, brauchte die Stadt im ersten Fall fünf Jahre, im zweiten Fall sickerte die Erkenntnis (bzw. die klare erwartbare Absage des Regierungspräsidiums Darmstadt) immerhin schon nach ungefähr einem Jahr durch. Dann war erstmal wieder ratlose Funkstille.
Doch 2021 kam der unerwartete Durchbruch: Die EKS sollte nun doch allein auf ihrem Grundstück bleiben dürfen (und die Hafenschule auch, aber um die geht es hier erstmal nicht). Diesmal also keine Verwertungsphantasien für ein Grundstück in Top-Lage - nur schnöder Schulneubau. Es wurde also wieder geplant und gerechnet. Im September 2022 stimmte dann das Wiesbadener Stadtparlament einer Sitzungsvorlage mit einem Investitionsvolumen von 100 Mio. Euro für die Sanierung und den Neubau der EKS zu.
Ende gut, alles gut, dachten die unverbesserlichen Optimisten. Doch die Skeptiker („Ich glaub’s erst, wenn die Schule steht!“) sollten Recht behalten.
2025 gibt es eine weitere klangvolle, verheißungsvolle, ja geradezu majestätische neue Sau – Pardon – neue Idee, die zur Schulsanierung durchs Dorf getrieben wird: diesmal heißt sie „Rheingau-Palais“. Und wieder steckt ein altbekannter Gedanke dahinter: Kosten senken! Denn das Palais steht ja schon da. Es müsste nur noch von der Wiesbadener Stadtentwicklungsgesellschaft SEG – die dazu augenblicklich bereit ist – gekauft werden. Platz für die Schule ist grundsätzlich da, hat die SEG in einer ersten Bestandsaufnahme schon festgestellt. Jetzt noch ein bisschen umbauen, Farbe an die Wände, Tische und Stühle rein und – tadaa, fertig ist die Schule. Oder so ähnlich.
Die SEG wäre damit der Retter in der Not – vor allem für den Schul- und Finanzdezernenten Hendrik Schmehl, der inzwischen auch öffentlich mit der Info wurde, dass die Erneuerung der EKS wohl doch eher 150 Mio. Euro kosten werde. Schmehl hat zwar erst 2023 das Projekt von seinem Vorgänger Axel Imholz geerbt, ein überraschter Neuling ist er auf dem Gebiet aber nicht. Hatte er doch schon als vehementer Verfechter und damaliger stellvertretender Vorsitzender des Schulausschusses gegen alle Warnsignale die einstige „Campus Lösung“ verteidigt. Die scheiterte ja bekanntlich.
Aber jetzt klappt’s bestimmt! Schülerinnen und Schüler sollen demnächst in einem Palais residieren dürfen. Ein unschlagbares Angebot von SEG und Schuldezernent.
Warum nur findet das offenbar die Schulgemeinschaft der Erich Kästner-Schule und auch der Schiersteiner Ortsbeirat gar nicht so toll?
- Vielleicht, weil ein Neubau der Schule an Ort und Stelle gerade erst in greifbarer Nähe war? Einer Haupt- und Realschule, die endlich nicht mehr mit bröckelndem Putz, unbenutzbaren Räumen, maroden Leitungen und Platzmangel zu kämpfen gehabt hätte.
- Weil mit dem Rheingau-Palais alle bisherigen Planungen an pädagogisch sinnvollen und zeitgemäßen Raumkonzepten (wiedermal) für die Katz gewesen wären.
- Weil ein einst für die Sektkellerei Söhnlein erbautes, als Kulturdenkmal in der Denkmalschutzliste der Stadt Wiesbaden eingetragenes Gebäude (eine ehemalige Kelterei), das im Ensemble mit dem Söhnleinpalais und einer dazugehörigen Parkanlage mit altem Baumbestand keinen Platz für zusätzliche Neubauten bietet, vielleicht doch nicht so einfach und schnell in eine pädagogisch zeitgemäße und barrierefreie Schule verwandelt werden kann?
- Weil in Schierstein die Vermutung nicht ganz unbegründet scheint, dass das seit 2023 zum Verkauf stehende Gebäude vielleicht doch nicht eine so brillante, kurzfristige und billige Lösung – zumindest nicht für eine Haupt- und Realschule mit 650 Schülerinnen und Schülern – sein könnte.
- Weil das Vertrauen in die Planungen der Stadt dermaßen auf dem Nullpunkt ist, dass im Ortsteil mit weiteren quälenden Jahren der Planung und des Stillstands gerechnet werden muss?
- Weil der EKS inzwischen die Lehrkräfte davonlaufen könnten bzw. neue nicht mehr mit dem Argument „Hier-ensteht-bald-eine-tolle-Schule“ geködert werden.
- Weil es ja eventuell auch sein könnte, dass mal wieder Dreh- und Angelpunkt für den ein oder anderen Akteur weniger das Wohl der Schulgemeinschaft, als ein ach so schönes Grundstück direkt am Schiersteiner Hafen sein könnte?
Aber das sind bestimmt nur haltlose Gedankenspiele. Vor allem: Wen interessiert schon die „Lage, Lage, Lage“?
Christina Kahlen-Pappas
EKS könnte nun zur "Söhnleinschule" werden
Statt ohnehin schon immensen 100 Mio. Euro soll der auf dem Gelände der Erich Kästner-Schule geplante Neubau nun 150 Mio. Euro kosten. Darum erwägt die Stadt - mit Hilfe der SEG - das Rheingau-Palais, den ehemaligen Firmensitz von Söhnlein in Schierstein zu kaufen und die Haupt- und Realschule dort unterzubringen, wie der Wiesbadener Kurier berichtet.
Wieviel genau damit gespart werden könnte, steht nicht in der Zeitung. Aber allein, dass auf die Interimslösung auf dem Sportplatz von Schierstein 08 verzichtet werden könne, würde 11 Mio. Euro Kosten einsparen. Außerdem sei das Rheingau-Palais ausreichend groß für die Schule und renoviert wie "für einen DAX-Konzern" – so zitiert der Wiesbadener Kurier zumindest SEG-Geschäftsführer Roland Stöcklin. Nur die neue Sporthalle passe nicht auf das Grundstück und könne auf dem alten Gelände der EKS realisiert werden.
Das Thema wird am 22. Januar 2025 in der Sitzung des Ortsbeirats Schierstein besprochen (19 Uhr im Rathaus Schierstein).
Die Planungen zur Sanierung/zum Neubau der Erich Kästner-Schule (und der Hafenschule) dauern schon seit mehr als einem Jahrzehnt an. 2011 wurden die ersten Planungsmittel bewilligt und 2014 die ersten Machbarkeitsstudien vorgelegt zur Sanierung der Hafenschule an ihrem Standorte und später auch die sogenannte "Campuslösung", gegen die sich im Ort großer Widerstand regte und die schließlich am Platzmangel gescheitert ist. Damals lagen die Kosten laut diesen Studien noch bei ca. 20-30 Mio. Euro für die EKS bzw. eine Campuslösung. Für die Hafenschule wurden weniger als 10 Mio. Euro veranschlagt. Seither hat die Stadt viele Varianten geprüft (unter anderem sogar einen Neubau im Trinkwasserschutzgebiet), aber immer viel Zeit zwischen den einzelnen Schritten verstreichen lassen und jede Menge Kosten produziert - teils für nichts. ZUKUNFT SCHIERSTEIN hat das 2021 auf einer Postkate dargestellt:

Hafenschule: Mobile Heizung ab Anfang Februar
Im Dezember hatten wir darüber berichtet, dass in der Schiersteiner Hafenschule die Heizung nicht richtig funktioniert. Das betrifft vor allem die Turnhalle der Schule, in der außer dem Schul- auch Vereinssport stattfindet. Das Problem ist bereits seit letztem Winter bekannt. Es fanden Reparaturen statt, die aber nicht ausreichten, um auch die Beheizung der Turnhalle sicherzustellen. Eine mobile Heizanlage, mit der die notwendige Heizleistung auch für die Turnhalle erreicht werden kann, sollte daher angeschafft werden. "Die Ausschreibung der dafür notwendigen Heizlastberechnung und der Planung" befand sich dann laut einer Rückmeldung aus dem Schuldezernat an den Schiersteiner Ortsbeirat Ende Juli 2024 "gerade in der Umsetzung".
Nun informierte das zuständige Schuldezernat darüber, dass diese im Sommer ausgeschriebene mobile Heizanlage erst Anfang Februar geliefert werden kann. Dies sei ein "angemessener Zeitrahmen" für diesen Vorgang.
Die komplette Antwort des Schuldezernats auf einen erneuten Antrag des Schiersteiner Ortsbeirats gibt es hier:
Heizung Hafenschule – Antwort Dez III vom 16.01.2025
Als pragmatische und vor allem schnelle Lösung hatte der Ortsbeirat Schierstein auf Vorschlag eines Bürgers ins Spiel gebracht, vorübergehend eine mobile Heizanlage der SEG zu nutzen. Laut Schuldezernat werde diese Anlage aber für ein eigenes Projekt der SEG genutzt und stehe daher nicht zur Verfügung.









